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10 Jahre Equal Pay Day

Frauen verdienen noch immer rund 21 Prozent weniger als Männer. Umgerechnet sind das 77 Tage im Jahr die Frauen umsonst arbeiten bzw. 77 Tage an denen sie länger arbeiten, um das gleiche Geld zu verdienen wie Männer. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, doch weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart ist das der Fall. Trotz der vielen Jahre, die vergangen sind, seit dem im Grundgesetz die Gleichbehandlung aller geschrieben steht, auch die von Mann und Frau, trotz der vorangeschrittenen Emanzipation der Frauen und trotz unserer doch recht fortschrittlichen Gesellschaft, gibt es Menschen, die behaupten, es wäre doch logisch und gerecht das Frauen weniger für ihre Arbeit bekämen, denn sie seien kleiner, schwächer und weniger intelligent als Männer und außerdem müssten sie Kinder bekommen und sich um diese kümmern. Zu diesen Menschen gehören unter anderem auch hochrangige Politiker, zuletzt der polnische Europaparlamentarier Janusz Korwin-Mikke. Um darüber zu diskutieren und das 10 jährige Jubiläum des Equal Pay Days zu feiern, lud der Sozialverband Deutschland (SoVD), am 22. März 2017 zu der Veranstaltung „10 Jahre Equal Pay Day – Unsere Forderung wurde zur Kampagne“ in das Rote Rathaus ein. Der SoVD feiert in diesem Jahr zudem sein 100jähriges Bestehen.

„Ist es nach 10 Jahren wirklich ein Fest der Freude?“

Wir haben auf dem Weg zu gleicher Bezahlung schon einiges erreicht. Die Einführung des Mindestlohns, das Elterngeld plus und die Frauenquote für Führungspositionen sind nur einige davon. Über die Hälfte der Abiturient*innen sind Mädchen, viele von ihnen studieren anschließend und beenden ihr Studium mit guten Noten. Der Kampf der Frauen des SoVD hat vor zehn Jahren, als der Lohnunterschied noch bei 24 Prozent lag, klein angefangen, mit einer Kundgebung am Brandenburger Tor, zu der gerade mal zehn Frauen kamen. Die Botschaft breitete sich jedoch aus und schon bald wurde aus der zehn Frauen starken Kundgebung eine Menschenkette die vom Brandenburger Tor bis zum Potsdamer Platz reichte und heute demonstrieren mehrere hundert, wenn nicht sogar tausend für die Geschlechtergerechtigkeit. Doch warum ist es noch immer so, dass manche Berufsfelder für Frauen unattraktiv erscheinen? Warum sind Frauen typische Berufe so schlecht bezahlt? Warum sind noch immer 90 Prozent derjenigen die teilzeitbeschäftigt sind Frauen? Und warum hat sich in zehn Jahren Kampf um Gerechtigkeit der Lohnunterschied nur um drei Prozent verringert? Was die Gleichheit zwischen Männern und Frauen angeht steht Deutschland in Europa auf dem vorletzten Platz. Bei gleicher Qualifikation und gleichem Beruf verdienen Frauen im Durschnitt 7 Prozent weniger. Ihre Karriereverläufe sind häufig vorprogrammiert und sie arbeiten meist im Niedriglohnsektor. Für diese Ungleichheiten gäbe es viele Ursachen, so Elke Ferner, Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Deswegen könne es für diese Probleme auch nicht die eine Lösung geben. Sie geht davon aus, dass der Hauptgrund der Diskriminierung am Arbeitsplatz die potentielle Mutterschaft einer Frau sei. Ein großes Problem sei außerdem die Teilzeitarbeit, denn sie biete wenige Karrierechancen und stelle eine erhebliche Ursache der Rentenlücke von durchschnittlich 54 Prozent dar. Denn wer überwiegend in Teilzeit gearbeitet habe, bekomme im Alter meist eine schlechte Rente. Außerdem kam Ferner auf die deutlich schlechteren Einkommensstrukturen in der Altenpflege, im Vergleich zur Kranken- und Kinderpflege zu sprechen und nannte die generalistische Pflegeausbildung, die derzeitig im Bundestag zur Debatte steht eine mögliche Lösung für dieses Problem. Sie würde mehr Möglichkeiten bieten, insbesondere mehr Aufstiegschancen. Zudem müsse auf Partnerschaftlichkeit gesetzt werden und aus dem kürzlich verabschiedeten Entgelttransparenzgesetz ein Endgeltgleichheitsgesetz gemacht werden. Es ginge jedoch keines Falls darum, betonte sie, die Männer schlechter zu stellen sondern, die Frauen auf die Ebene zu setzen, auf denen sich die Männer schon seit langem befänden.

„Lohngerechtigkeit kann mit Lohntransparenz beginnen.“

Bereits 2011 wurde der Erste Gleichstellungsbericht von der Bundesregierung verabschiedet und nun soll ein Zweiter folgen. Hannelore Buls, Vorstandsmitglied des Deutschen Frauenrats, gab auf der Veranstaltung einen kurzen Überblick über das Gutachten des Zweiten Gleichstellungsberichts, der in seinem Leitbild und seinen Handlungsempfehlungen an den ersten Bericht anschließt. Darin wird gefordert:

  • Eine regelmäßige Berichterstattung
  • Eine konsequente Rechtsprechung, bei der sich die verschiedenen Gesetze nicht wiedersprechen dürfen
  • Eine wirkungsorientierte Gleichstellungspolitik
  • Den Abbau von Diskriminierung und Gewalt an Frauen
  • Die Verknüpfung von Erwerbs- und Sorgearbeit
  • Und die damit verbundene Aufwertung der Sorgearbeit

Um dies umsetzen zu können, bräuchte es allerding die richtigen Rahmenbedingungen. So müsste die Infrastruktur für Familien verbessert werden. Es müsse ausreichend Kitaplätze geben und in Schulen und Bildung investiert werden. Zudem fehle es noch an einer vernünftigen Existenzsicherung und Vorsorge. Auch müsse noch für eine bessere Bewertung von Sorgearbeit in der gesetzlichen Altersvorsorge gesorgt werden. Der Bericht übe außerdem Kritik an Minijobs, so Buls.

„Gleichstellung beginnt in aller Köpfe“

An der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen Stefanie Nutzenberger, Bundesvorstandsmitglied von ver.di, Hannelore Buls, Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende der DGB und Edda Schliepack, Bundesfrauensprecherin der SoVD, teil.Dei Moderation übernahm Diplom Sozialwissenschaftlerin Susanne Lörx. Alle Teilnehmerinnen brachten verschiedene Vorschläge ein, was gebraucht wird, doch in einem waren sich alle einig – Kooperation. Kooperation zwischen den verschiedenen Organisationen, Kooperation zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Nutzenberger verlangte dabei allgemein verbindliche Tarifverträge, während Buls eine umfassende Übersicht und ein erzwingbares Mitbestimmungsrecht für Frauen verlangte. Elke Hannack ging in ihrer Stellungnahme noch einmal auf das bereits erwähnte Entgelttransparengesetz ein, welches ihrer Meinung nach kaum ausreichend sei, denn dieses Gesetz sichere nur den Auskunftsanspruch und zwar nur für Frauen in Betrieben mit mehr als 200 Beschäftigten. Die meisten Frauen arbeiten jedoch in Betrieben, die weniger Beschäftigte haben. Außerdem fügte sie hinzu, hätten wir die Rechtsprechung, die wir brauchen eigentlich bereits, es hapere nur an der Umsetzung. „Der Ehemann ist keine Altersvorsorge“, betonte Edda Schliepack. Altersarmut sei meistens weiblich und komme aus dem Erwerbsleben. Aus diesem Grund müssten Frauen vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen unterstützt werden.

„Lohngerechtigkeit ist machbar.“

Gleichstellung beginne in aller Köpfe, erklärte Gudrun Karp, Frauensprecherin des SoVD-Landesverbandes Schleswig-Holstein und Stellvertretende Vorsitzende des SoVD-Ausschusses für Frauenpolitik, in ihrer Abschlussrede. Wie so vieles, könne die Geschlechtergerechtigkeit nicht allein von der Politik ausgehen, sondern müsse auch aus der Gesellschaft kommen. „Wissen ist Macht“ und gerade deswegen müssten wir von anderen Ländern lernen. „Lohngerechtigkeit ist machbar.“, betonte sie. Wir Frauen lassen uns nicht länger in den Schatten stellen!