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Erfahrungsbericht: Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt – sondern übertroffen

Leider geht meine Zeit im Büro der Bundestagsabgeordneten Mechthild Rawert viel zu früh zu Ende. Vom 31.08. – 12.10. absolvierte ich im Rahmen meines Studiums ein Pflichtpraktikum im Bundestag der sozialdemokratischen Abgeordneten des Wahlkreises Tempelhof-Schöneberg. Es waren 6 ereignisreiche Wochen voller Abwechslung, in denen ich den parlamentarischen Prozess in all seinen Facetten kennengelernt habe  - und vor allem auch mal ins Kleingedruckte schauen durfte. Details, Kommunikation, Interessen, Diskussion, Konfliktlösung - ich habe ein besseres Verständnis davon bekommen, wie ganz konkret für soziale Gerechtigkeit gekämpft wird. Für diese Motivation einen riesigen Dank!

Was mich beeindruckte, war das persönliche Engagement, welches Mechthilds Treffen, ihre Gespräche und Diskussionen durchzog. Sie fragte immer noch einmal nach, schaute genauer hin. Sie war bei allem mit Herz und Seele dabei - das war spürbar und mitreißend. Bereits ganz zu Anfang konnte ich bei einem Wohnzimmergespräche in die Pflegethematik einsteigen. Es folgten Konferenzen des MDS, des Netzwerk Frauengesundheit Berlin und das nationale Schmerzforum. In nur 6 Wochen habe ich so viel über Gesundheitspolitik gelernt - und bin vor allem fasziniert, wie viele verschiedene Interessen hier hineinspielen. Anträge, Gesetzentwürfe werden in den Arbeitsgruppen und den Ausschüssen debattiert - und landen letztendlich im Plenum. Diesen Prozess mitzuerleben war sehr spannend und lehrreich. Beeindruckend vor diesem Hintergrund ist umso mehr, wie es Mechthild Rawert angesichts dieser Bandbreite an widerstrebenden Meinungen immer geschafft hat, sozialdemokratische Werte wie Gleichstellung, Solidarität und Gerechtigkeit auf die Tagesordnung zu setzen. Sie holte auch immer diejenigen mit an den Tisch, die oft nicht gehört werden.

Obwohl es nur sechs Wochen Praktikum waren, was im PolitikerInnen-Dasein kurz ist, habe ich eine große Bandbreite an Themen und Diskussionsformaten kennengelernt. Neben Konferenzen zum Thema Gesundheit konnte ich sogar ein Jubiläum mitfeiern: 10 Jahre ist Mechthild nun im Bundestag. Es war unglaublich schön sich mit einer Vielzahl verschiedener Menschen zu sprechen und so zu erfahren, wie sie Mechthild Rawert kennengelernt haben, wie sie den politischen Diskurs wahrnehmen und wie ihre individuelle Lebenssituation aussieht.

Das Thema einer Fraktion vor Ort-Veranstaltung hat mich besonders bewegt: Sterben in Würde. Die angeregte Diskussion zu diesem ethisch umstrittenen Thema in Mechthild Rawerts Bezirk führte mir vor Augen, welche Verantwortung PolitikerInnen tragen. Durch Entscheidungen in der Politik formen sie das Bild unserer Gesellschaft. Und es müssen konkrete Entscheidungen getroffen werden: Gerade in einer Zeit, in der medizinisch und technisch viel möglich ist, rückt die Frage nach Werten immer mehr in den Vordergrund. Es gilt in so vielen Bereichen, mit so vielen unterschiedlichen Meinungen, Lösungen zu finden, die für alle Menschen gerecht sein sollen. Diese gestaltende Verantwortung hat mich beeindruckt.

Mein Praktikum fiel außerdem in die Zeit einer Bundespresseamtsfahrt nach Straßburg. Das war super. Hier habe ich auch hautnah wahrnehmen können, wie wichtig es ist, die europäische Idee gerade angesichts einer Krise immer wach zu halten und zu pflegen. Dass in Straßburg, Sitz des Europarates als auch des Europaparlamentes,  viele ParlamentarierInnen nicht nachlassen, weiter und breiter für Menschenrechte zu kämpfen, hat mich unglaublich bestärkt und motiviert.

Ich möchte mich für meine wunderbare Zeit ganz herzlich bei allen bedanken, die diese ausgefüllt haben: mit ihren Gesprächen, ihrer Zeit und Ideen: nur so konnte ich so viel dazulernen. Danke an Siggi, Petra, Manuela, Özlem, Frédéric, Lars, Jürgen und Matthias. Vor allem danke ich Mechthild Rawert für die Motivation und wünsche ihr weiterhin viel Erfolg und Freude.

von Sarah Stacy