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Tauziehen um die „Pille danach“ erfolgreich beendet

(Erschienen in: ts aktuell, Ausgabe Nr. 16 März 2015)

Nach jahrelangem Streit ist das Tauziehen um die „Pille danach“ beendet. Vom 15. März an gibt es 2 Präparate rezeptfrei in deutschen Apotheken zu kaufen. Die Einnahme der „Pille danach“ schützt vor ungewollten Schwangerschaften. Sie ist kein Mittel zur Abtreibung, sondern eines für den Notfall nach einer Verhütungspanne oder einer Vergewaltigung. Bislang war ausschließlich das Medikament mit dem Markennamen PiDaNa mit einem Rezept zu erhalten.

Seit 2002 wurde über ein Ende der Verschreibungspflicht für die „Pille danach“ debattiert. Angestoßen wurde die Diskussion durch die Resolution des Europäischen Parlaments über sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte. In Deutschland wurde das Thema zum Politikum. Moralische und religiöse Bedenken wurden laut. Ärzteverbände protestierten. Initiativen zur Rezeptfreiheit wurden abgeschmettert, so auch mein Antrag, den ich 2012 in den Deutschen Bundestag einbrachte.

Dabei hatte sich der rezeptfreie Verkauf der „Pille danach“ in etwa 80 Ländern bewährt. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Fachleute vom Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte waren dafür. Anschaulich wurde das Problem durch die skandalöse Weigerung zweier katholischer Kliniken in Köln, einer vergewaltigten jungen Frau ein Rezept auszustellen.

Die „Pille danach“ muss allerspätestens 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, damit der Inhaltsstoff Levonorgestrel noch wirken kann. Je früher das Präparat eingenommen werden kann, desto sicherer verhütet es eine Schwangerschaft. Die Suche nach einer Praxis oder einer Klinik, die bereit ist, das Rezept auszustellen, bedeutet Zeitverlust und mancherorts auch einen Spießrutenlauf.

Dank EU nun doch Rezeptfreiheit

Im November 2014 überraschte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) mit der Entscheidung, das neue Medikament  EllaOne mit dem Wirkstoff Ulipristal europaweit und rezeptfrei zu verkaufen. Die EU-Kommission ist dieser Empfehlung im Januar gefolgt. Damit gibt es EllaOne ab Mitte März nun auch in Deutschland.

Auch das Pionierprodukt PiDaNa ist nun übrigens ebenfalls ohne Rezept zu bekommen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ließ seine Bedenken fallen. Für Frauen unter 20 soll bis April die Kostenübernahme durch die Krankenkassen ebenso geregelt sein wie ein Beratungskonzept für Apotheken.

Merke: Ausdauer und Leidenschaft für ein Thema bringen auch in der Politik Erfolge. Mit der Rezeptfreiheit der „Pille danach“ ist ein weiterer Schritt zu mehr Selbstbestimmung getan.