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Wie altern Migrantinnen und Migranten?

Ich habe zur Beteiligung an dem diesjährigen siebten Zukunftspreis des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek) aufgerufen. Zwar gehört kein Berliner Projekt zu den Preisträgern, aber auch hier in Berlin ist es wichtig, eine kultursensible Infrastruktur für MigrantInnen aufzubauen. Die Gruppe der älteren MigrantInnen ist auch in Berlin diejenige, die am stärksten anwächst. Es besteht Handlungsbedarf.

Fakt ist: Die persönliche Wanderungsgeschichte, gesundheitliche Vorbelastungen, kulturell-religiöse Anschauungen, der Bildungsstand und der Integrationsgrad spielen bei der gesundheitlichen und pflegerischen Betreuung von Menschen mit Migrationsbiographie eine bedeutende Rolle. Wir wissen auch, dass es bei der Versorgung von kranken und pflegebedürftigen Menschen mit Migrationsbiographie wichtig ist, kulturelle und sprachliche Barrieren zu überwinden.

Können aber Verständnis-, Sprach- oder Zugangsbarrieren bei älteren Menschen mit Migrationsbiographie abgebaut oder überwunden werden? Können bestehende Hilfsangebote besser zugänglich gemacht werden für alle Bevölkerungsmitglieder? Ja, dies kann gelingen, wie die nachfolgenden Projekte zeigen.

vdek-Zukunftspreis

Der Zukunftspreis geht 2016 an folgende Projekte:

  1. Preis (10.000 Euro) „Häusliche Unterstützung für Menschen mit Demenz aus dem Herkunftsland Türkei“ der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Köln e. V.
  2. Preis (5.000 Euro) „Interkulturelle Hospizarbeit IKHO“ der BiG Bildungsinstitut im Gesundheitswesen gGmbH (Essen).
  3. Die jeweils mit 2.500 Euro ausgelobten Sonderpreise wurden den Projekten „Betreuung mal anders … - Technik unterstützt Integration“ des Johanniter-Haus Heilbronn und an „Die Pflegetipps – Palliative Care“ der Deutschen PalliativStiftung aus Fulda verliehen.

Unsere Gesellschaft wird vielfältiger, und die erste Generation von Menschen mit Migrationsgeschichte wird in Deutschland alt. Diese haben andere Bedarfe in der Versorgung, an denen sich auch Strukturen im Gesundheitssystem orientieren müssen. Die beiden ausgezeichneten Projekte Interkulturelle Hospizarbeit und die Unterstützung für türkeistämmige Menschen mit Demenz haben Vorbildcharakter, weil sie auf die konkreten Wünsche und Bedürfnisse der Menschen vor Ort und ihren Angehörigen eingehen und ortsnahe niedrigschwellige Angebote schaffen. Die Projekte zeigen, was möglich ist: Durch die Zusammenarbeit mit ehrenamtlich tätigen MigrantInnen können wir Versorgungs- und Pflegeangebote interkulturell ausrichten, muttersprachliche Beratung ermöglichen, Barrieren abbauen und Grenzen überwinden.

Der vdek-Zukunftspreis 2016 wurde unter dem Motto „Alterung der Migrationsgeneration - Interkulturelle Versorgungskonzepte für eine sich verändernde Seniorengeneration“ ausgelobt und stieß mit 36 Bewerbungen auf große Resonanz. Der vdek-Zukunftspreis wird seit 2010 jährlich verliehen. Mit diesem würdigen die Ersatzkassen - Techniker Krankenkasse (TK), BARMER GEK, DAK-Gesundheit, KKH Kaufmännische Krankenkasse, Handelskrankenkasse (hkk), HEK – Hanseatische Krankenkasse - wegweisende Ideen und Best-Practice-Konzepte zur medizinischen Versorgung. Eine fachkompetente Jury bewertet unter anderem die versorgungspolitische Relevanz der eingereichten Projekte, qualitative Aspekte und die Zielgruppenorientierung.