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Zu Besuch bei FreundInnen – Betriebsausflug nach Amsterdam und Amstelveen vom 8.-12. Juli 2016

„Dann machen wir unseren Betriebsausflug im Sommer nach Amsterdam“, so versprach ich es meiner ehemaligen IPSlerin Simona Kramer, als sie mich im vergangenen November im Bundestag erneut einmal wieder besuchte. Simona, die 2012 frisch ihren Bachelorabschluss in Politikwissenschaft und Management an der Cornelius Universität in der Slowakei, absolviert hatte, war für 5 Monate im Rahmen des Internationalen Parlaments-Stipendium (IPS) als Praktikantin in meinem Bundestagsbüro tätig und konnte so die Arbeit im Deutschen Bundestag kennenlernen. Und es war eine wunderbare gemeinsame Zeit.

Wir, das Team Rawert, die MitarbeiterInnen aus meinem Bundestags- und Wahlkreisbüro haben unser Versprechen gehalten. Am letzten Sitzungstag, Freitag, den 8. Juli, haben wir Berlin verlassen und hatten bis zum 12. Juli 2016 eine freudvolle gemeinsame Zeit. Wir kamen spät abends in unserem Hotel etwas außerhalb von Amsterdam an – voller Freude auf das Wochenende, an dem uns Simona „ihr“ Amsterdam zeigen wollte, und voller Freude auch auf einen Tag im niederländischen Amstelveen, einer Partnerstadt meines Bezirkes Tempelhof-Schöneberg.

Ein Wochenende lang Amsterdam erkunden: Noordermarkt, Grachtenfahrt und Museen

Am Samstag früh lernten wir Amsterdams Herzstück, den Noordermarkt, einen der zahlreichen Märkte der Stadt, kennen. Bei heißem Kaffee und leckerem Apfelstrudel erzählte uns Simona, dass sie nach dem IPS ein Masterstudium in Amsterdam gemacht und sogar vor kurzem ein Haus in Amsterdam gekauft habe. Sie arbeitet nun in Utrecht. Wir erzählten, was in der Zwischenzeit politisch in Deutschland passiert ist und was unseren Büroalltag derzeit bestimmt. Die Atmosphäre Amsterdams ist am besten bei einem gemütlichen Spaziergang durch die Stadt zu erleben. Beim Schlendern entlang der U-förmigen Grachten lernten wir das gesamte Stadtzentrum kennen. Die Grachten ähneln einander so, dass mensch schnell vergisst, ob man sich gerade an der Prinsen-, der Keizer-, oder der Herengracht befindet. Bei einer Grachtenfahrt erfuhren wir auch noch mehr über die Geschichte Amsterdams. Amsterdam ist vor allem auch international. Diese Seite der Stadt lernten wir dann bei einem indonesischen Abendessen kennen.

Amsterdam ist eine Stadt der Kunst. Das künstlerische Amsterdam lernten wir am Sonntag kennen. Im Amsterdamer Stadtteil Oud-Zuid befindet sich die größte Sammlung des niederländischen Malers Vincent van Gogh, der als Gründer der modernen Malerei gilt. Neben dem Van Gogh Museum befindet sich das Rijksmuseum, in dem neben 8.000 Kunstobjekten verschiedener Epochen vor allem das bekannte Werk Rembrandts „Die Nachtwache“ jährlich um die zwei Millionen BesucherInnen anlockt. Einige unserer Gruppe besuchten das Widerstandsmuseum in Amsterdam. Dort wird eingeführt in den niederländischen Widerstand zur Zeit der Besetzung durch Nazi-Deutschland zwischen 1940 und 1945 – der auch im Alltag ganz gewöhnlicher Menschen eine wichtige Rolle spielte. Nach einem kunstvollen Tag endete der Sonntag sportlich – nach einem italienischen Abendessen schauten wir uns gemeinsam das Finale der Fußball-Europameisterschaft an.

Amstelveen – alles andere als ein unscheinbarer Vorort

Ein besonderes Highlight war der Besuch in Amstelveen, einer Stadt im Süden von Amsterdam. Im Januar hatten die Bürgermeisterin Mirjam van’t Veld und Stadtrat Jeroen Brandes zusammen mit ihrer Delegation ihren Städtepartnerschaftsbezirk Tempelhof-Schöneberg besucht. In diesem Rahmen führte ich diese durch den Bundestag und wir hatten die Möglichkeit über gemeinsame politische Herausforderungen zur Integration von Geflüchteten in Deutschland und den Niederlanden zu diskutieren.

Amstelveen ist bereits seit 1957 Partnerstadt Tempelhof-Schönebergs. Regelmäßig finden Treffen zwischen Volkshochschulen, Jugendbegegnungen und Kunstgruppen der beiden Städte statt. Beim Besuch im Januar versprachen wir, auch Amstelveen zu besuchen. Die Einladung an uns wandelten die AmstelveenerInnen bei unserem Besuch in ein buntes, volles Programm um. So konnten wir alle Facetten Amstelveens erleben. Am Bahnhof wurden wir von Wouter van der Schraaf und Jane van Kampen, beide von der Wirtschaftsförderung der Gemeinde Amstelveen, herzlich in Empfang genommen und waren nach wenigen Minuten schon im Stadtzentrum. Wir starteten im bemerkenswerten Cobra Museum - ein Museum für Werke dieser Kunstbewegung, die um 1948 bis 1951 aktiv war.

Das Museum wurde auf Initiative der Gemeinde Amstelveen in Zusammenarbeit mit einigen niederländischen Unternehmen 1995 eröffnet. Der Leiter für Geschäftspartnerschaften, Bert Mennings, erzählte uns zunächst etwas über die Cobra-Bewegung selbst, eine Bewegung moderner Künstler in den Hauptstädten Europas, die sich als Reaktion auf den Naturalismus verstand. Ihre Kunst sollte experimentell und spontan sein, sie ließen sich vor allem von Kinderzeichnungen inspirieren. Der Name setzt sich aus den Herkunftsstätten der Künstler zusammen: Copenhagen (Co), Brüssel (Br), und Amsterdam (A). Bert Mennings berichtete auch von den zahlreichen Projekten, in die das Museum zurzeit involviert ist. Wir wurden von der einer Kuratorin durch die Dauerausstellung geführt, bevor wir zum Abschluss die derzeitige Ausstellung „Constant. Space + Color“ zu einem Künstler der Bewegung besichtigten. Nicht nur hier wurde Amstelveens Bedeutung für den Großraum Amsterdam deutlich, denn die Ausstellung ist Teil der Großausstellung zusammen mit dem Museum für moderne Kunst in Amsterdam.

Zum Mittagessen trafen wir dann die Bürgermeisterin Mirjam van’t Veld und Stadtrat Jeroen Brandes. Das Gespräch im Januar konnten wir quasi nahtlos fortführen – damals kamen in Amstelveen die ersten 400 Flüchtlinge an. Ein halbes Jahr später konnten die beiden nun von den positiven Erfahrungen berichten. Im Anschluss an das leckere drei-Gänge-Menü führte uns der Weg in das grüne Herzstück der Gemeete Amstelveen: der Heemparken Amstelveen. Walter Busse, einer der 10 festangestellten Parkpfleger, begrüßte uns herzlich inmitten der grünen Oase. Wir starteten in einem der drei Gärten und lernten zunächst etwas über die Geschichte des Parks. Enthusiastisch zeigte er uns die einheimischen (heem) Pflanzen, von denen einige nur noch in diesem Park existieren. Er berichtete davon, dass die Planung des Parks nie zu Ende ist: Ständig wird evaluiert, welche Pflanzen wo weiterwachsen bzw. welchen Pflanzen mehr Raum gegeben werden sollen. Die Begeisterung war ansteckend, und so genossen wir den langen Spaziergang durch die drei großen Gärten inmitten Amstelveens, der „grünsten Stadt in Europa“.

Besuch des Anne Frank Hauses

An unserem letzten Tag besuchten wir das Anne Frank Haus. Über Simonas Bekanntenkreis hat sie uns einen Besuch ermöglicht, denn normalerweise ist das Haus immer lange im Voraus ausgebucht. Wir wurden freundlich begrüßt vom Projektleiter für Bildungsprojekte, Levien Rouw, und vom Hauptleiter für Bildungsprojekte, Jan Erik Dubbelman. Im Innenhof erfuhren wir von den Beweggründen, welche Anne Franks Familie überhaupt nach Amsterdam getrieben haben. Wir sprachen über die Übernahme der Niederlande durch Nazi-Deutschland im Rahmen der Westoffensive vom 10. Mai 1940. Danach begaben wir uns in das Haus, in dessen Hinterhaus die Familie Frank fast zwei Jahre ausharrte. Wir haben die sehr beengte Lebens- und Wohnsituation der Familie Frank „erlebt“. Ihr Versteck wurde verraten, die Verhaftung erfolgte am 4. August 1944. Anne Frank starb im Konzentrationslager Bergen-Belsen, nur ihr Vater Otto überlebte.

Das weltbekannte Tagebuch der Anne Frank – es wurde in mehr als 70 Sprachen übersetzt - ist ein historisches Dokument aus der Zeit des Holocaust. Die Autorin Anne Frank gilt als eine Symbolfigur gegen die Unmenschlichkeit des Völkermordes in der Zeit des Nationalsozialismus. In der Cafeteria diskutierten wir über die Gefahren der rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien und Bewegungen in Europa, insbesondere in den Niederlanden und Deutschland. Deren Erstarken ist europaweit eine Gefahr für unsere Demokratie, für unseren Rechtsstaat, für die Prinzipien unseres Grundgesetzes. Zusammen mit meinem Team mache ich mich stark für Frieden und Freiheit.

Des Weiteren sprachen wir über das internationale Kooperationsnetzwerk Anne Frank. Das Anne Frank Zentrum in Berlin ist die deutsche Partnerorganisation des Anne Frank Hauses in Amsterdam und leistet eine unglaublich wertvolle Bildungsarbeit. Mit Ausstellungen und Bildungsangeboten schafft das Zentrum Lernorte, in denen sich Kinder und Jugendliche mit Geschichte auseinandersetzen und mit ihrer heutigen Lebenswelt verbinden. Sie lernen gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und sich für Freiheit, Gleichstellung und Demokratie zu engagieren. Das Anne Frank Zentrum setzt bundesweit Projekte um und entwickelt Materialien zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und Holocaust sowie mit Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung heute.

Die vier Tage in Amsterdam und in der Nachbarstadt Amstelveen haben uns allen einen Einblick in das bunte niederländische Leben ermöglicht. Dafür danken wir allen GesprächspartnerInnen, allen voran Simona, die uns „ihr Amsterdam“ mit den kleinen versteckten Cafés, Restaurants und Plätzen zeigte, in denen sich der Charakter der Stadt erst wirklich offenbart. Ich danke meinem Team für tolle gemeinsame und entspannte Tage.