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„Auf ein Wort mit Mechthild Rawert“ zum Thema Jugend im Stadtteilzentrum Halk Kösesi

Für mich ist Jugendpolitik ein zentrales Politikfeld. Deshalb begann der Auftakt meiner Frühstücksreihe „Auf ein Wort mit Mechthild Rawert“ am 10. April mit Akteurinnen und Akteuren, die in Tempelhof-Schöneberg vor Ort Jugendarbeit gestalten. Ich danke allen Anwesenden für eine muntere und spannende Diskussion und danke für die vielen Anregungen. Ich verspreche, mich dafür stark zu machen.
Mir ist es wichtig zu erfahren, „wo der Schuh drückt“ und wo politischer Handlungsbedarf besteht. Als Bundestagsabgeordnete nehme ich diese Themen mit in meine weitere politische Debatten und Diskussionen auf Bundes- und Landesebene. Als politisch zuständiger Jugendstadtrat nahm Oliver Schworck (SPD) sowie Fachkolleginnen und Kollegen des Nachbarschaftsheims Schöneberg, des Nachbarschaftszentrums ufaFabrik, des Kinder- und Jugendhauses der ev. Kirchengemeinde, des Vereins Familienarbeit und Beratung, der bezirklichen Jugendfreizeiteinrichtungen und des Stadtteilvereins Schöneberg teil. Mein herzlicher Dank geht an den Stadtteilverein Schöneberg: In seinem Stadtteilzentrum Halk Kösesi haben wir getagt und Mitglieder des Vereins haben unser gemeinsames Frühstück liebevoll vorbereitet.


„Wir brauchen mehr Personal“
Sofort wurde meine Frage nach dem „drückenden Schuh“ mit „Wir brauchen mehr Personal“ beantwortet. Anschaulich schilderten die VertreterInnen der Einrichtungen, dass die Anforderungen an die Jugendarbeit in den letzten Jahren stetig gewachsen seien. Durch die Veränderungen in der Schulstruktur - u.a. mit Ganztagsbetreuung und Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre - hat sich der Druck auf die Jugendlichen erhöht. Dies ist in den Freizeiteinrichtungen deutlich spürbar. Die Jugendlichen kommen erst am späten Nachmittag, eine „pädagogisch wertvolle Arbeit“ sei kaum möglich, da die Jugendlichen erst „chillen“ bzw. noch weitere Unterrichtsvorbereitung wie Referate anfertigen müssten. Für diese Arbeit seien die SozialpädagogInnen und ErzieherInnen aber nicht ausgebildet bzw. eingestellt.

Die Anwesenden wünschen sich eine bessere Kooperation zwischen Schule und Jugendbereich und die klärung der Frage: wer ist für was verantwortlich, damit Jugendliche zu selbständigen Persönlichkeiten heranwachsen. Hierzu berichtet Jugendstadtrat Oliver Schworck, dass derzeit von ihm initiierte AGen gegründet worden seien, die genau diese Kooperation zum Thema hätten. Den Arbeitsgruppen gehören SchulleiterInnen und Verantwortliche des Jugendbereichs an. Zu klären sei eine bessere Vernetzung und Zusammenarbeit von Schule und Jugendarbeit.

Finanzierung von Jugendarbeit

Beklagt wird die unzureichende Finanzierung der Jugendarbeit. Oliver Schworck beschreibt es als „trauriges Kapitel“. Der Schulbereich habe zur Schonung eigener finanzieller Ressourcen immer mehr Aufgaben an den Jugendbereich abgewälzt. Darauf sei das Finanzierungsmodell für den Jugendbereich aber nicht eingestellt. Hier würde in Mengen = Angebotsstunden für die Kinder und Jugendlichen abgerechnet. Er halte dieses Modell für nicht zukunftsfähig, da eine Angebotsstunde nichts aussage über die Anzahl der Teilnehmenden, nichts aussage über output und outcome. Außerdem würden aufgrund der Deckelung des Finanzierungstitels mehr Angebotsstunden nicht automatisch mehr Geld bedeuten.

Die Kritik, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Tarif des öffentlichen Dienstes abgehängt seien, ist richtig. Während große Träger teilweise in der Lage sind, eine Querfinanzierung vorzunehmen, sei dieses bei kleinen nicht gegeben. Auch das ist nicht gerecht. Die Jugendstadträte hätten sich deshalb auf ein anderes Finanzierungsmodell geeinigt, welchen neben den Mengen auch soziale Faktoren und unterschiedliche Zielgruppen berücksichtigt. Sein Ziel sei es, für die nächsten Haushalte des Berliner Abgeordnetenhauses  dieses Modell zur Grundlage zu machen - hierfür sei politische Unterstützung notwendig! Es müsse aber berlinweit ein einheitlicher Standard der Jugendarbeit in den Bezirken gewährleistet werden.

„Gute Arbeit“ für personenorientierte Dienstleistungsarbeit

Mehr gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung, gute Arbeitsbedingungen und vor allem eine bessere Entlohnung - so die Forderungen der Arbeit der SozialpädagogInnen, ErzieherInnen und anderer MitarbeiterInnen in den Jugendeinrichtungen.
Als gelernte Sozialpädagogin arbeite ich seit Jahrzehnten daran, Soziale Arbeit, personenorientierte Fachberufe in Gesundheit und Pflege, in Erziehung, Bildung und Sozialer Arbeit aufzuwerten. Als Gesundheitspolitikerin engagiere ich mich intensiv für eine generalistische Pflegeausbildung und für „Gute Arbeit“. Wenn diese Aufwertung nicht bald geschieht, wird sich gerade der Fachkräftemangel ausweiten und es wird zu gravierenden Versorgungsengpässen kommen.

Mit der SPD für einen Branchentarif Soziale Arbeit

Die SPD unterstützt „daher die Bemühungen für einen Branchentarif Soziale Arbeit, den wir für allgemein verbindlich erklären wollen. Damit kann dem Lohndumping effektiv begegnet und die Arbeit der Beschäftigten im Sozial- und Pflegebereich gewürdigt werden“. Wir haben unsere Forderungen zur Steigerung der Attraktivität sozialer Arbeit in unserem Regierungsentwurf festgehalten. Dies entspricht auch den Ergebnissen des BürgerInnen-Projektes unseres Bürgerkonvents. Auch hier wird gefordert:„Mehr Wertschätzung durch bessere Entlohnung bei Arbeitnehmern im sozialen Bereich (personenbezogene Dienstleistungen)“. Zusammen mit starken Gewerkschaften stärke ich, stärken wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten den Beschäftigten im Bereich der sozialen Arbeit den Rücken.

Politische Kritik an Schwarz-Gelb

Zum Ende des Frühstücks wurde kräftig Kritik an der schwarz-gelben Regierungspolitik geübt: Jugendministerium Kristina Schröder lobe Modellprojekte und Fonds aus, deren Mittel genauso bürokratisch zu beantragen seien wie die Mittel aus dem Bildungs- und Teilhabepaket von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. Statt eines Formularkrieges um ein paar Euro sollen die Kommunen besser ausgestattet werden, um effiziente Jugendarbeit zu ermöglichen.

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