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Benefiz-Polit-Talk: Zukunft Kinder, Schulessen und gesunde Ernährung - Kann sich Deutschland das überhaupt leisten?

Bereits heute leben nach Aussagen des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland 1,9 Millionen übergewichtige und 800.000 adipöse Kinder und Jugendliche – und ohne eine konsequente politische Maßnahmen werden es immer mehr. Schon in der Kindheit leiden einige dieser Kinder an Altersdiabetes und Kreislauferkrankungen, haben ein hohes Risiko für Schlaganfälle; Knochenschäden und Gelenkschäden folgen. Ursachen sind oft falsche Ernährung und zu wenig Bewegung. Nicht die Kinder selbst tragen aber Verantwortung für ihre Gesundheit, sondern wir als Erwachsenenwelt. Die Kinder sind die Leidtragenden.

Gemeinsam mit dem Deutschen Netzwerk Schulverpflegung e.V. und weiteren Partnern organisierte das Unternehmen RCS Richter Computer Systemhaus GmbH aus dem brandenburgischen Finsterwalde am 02. Mai einen Benefiz-Polit-Talk für Freunde und Kunden. Als Software-Hersteller arbeitet das Unternehmen mit vielen Caterern, mit Großküchen und Menübringdiensten zusammen. Da viele ihrer Kunden unter anderem auch Schulen und Kindertagesstätten mit ihrer Software "RCS-Essen auf Rädern" belieferten, fühle sich das Unternehmen auch für die Qualität der Verpflegung verantwortlich, so Firmenchef Richter.

Benefiz-Polit-Talk
Ulli Potofski, TV-Moderator, moderierte ein prominentes Podium: Dirk Müller, Mister Dax, Jürgen Drews, Sänger, Roland Bless, Ex PUR, Sänger, Kolja Kleeberg, TV- und Sternekoch, Markus Herbicht, Spitzenkoch, Dr. Michael Polster, Vorsitzender des Deutschen Netzwerk Schulverpflegung e.V. (DNSV). Diskutiert wurde über politische Steuerungsinstrumente wie zum Beispiel die Senkung der Mehrwertsteuer von 19% auf 7 %, Stärkung einer Ernährungsbildung, Schulmensen, die zu „gesunder Ernährung“ animieren aber auch über die zunehmende unmoralische Spekulation mit Rohstoffen und Lebensmitteln. Michael Polster verwies darauf, dass trotz des Ausbaus von Schulkantinen nur 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler regelmäßig in der Mensa essen würden. Seitens der Starköche wurde betont, dass in den Schulmensen zumeist nicht mehr gekocht würde, vielmehr seien diese lediglich „Essens-Ausgabestellen“. Eine Erdbeere schmecke vielen Kindern nicht mehr, da ihr Geschmack nicht dem durch künstliche Aromen erzeugten Erdbeergeschmack entspreche. Um dieses zu ändern, brauche es professionelles Personal, welches die Kinder bei der Bildung für eine gesunde Ernährung und gesunde Lebensmittel unterstütze.

Als weitere Impulsgeber waren u.a. Wilfried Hänchen von der Unternehmensgruppe Hänchen, der in Sachsen Schulen und Kindertagesstätten mit gesunden und regionalen Produkten auf hohem Qualitätsstandard versorgt, und ich als Politikerin geladen. Meine Botschaft: Ja ich plädiere für ein Verbot für Kinderlebensmittel, ja ich stehe für eine Nährwertampel. Diese ist trotz intensiver Diskussion im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz schon in der Großen Koalition von CDU/CSU vehement abgelehnt wurde. Die augenblickliche CDU/CSU/FDP-Regierung will diese Maßnahme gar nicht - aus meiner Sicht eine Versündigung vor allem an den Kindern, da hiermit eine in anderen europäischen Staaten nachgewiesenermaßen wirkungsvolle Vorsorge ernährungsbedingter Erkrankungen nicht genutzt wird. Die SPD-Bundestagsfraktion befürwortet im Sinne eines vorsorgenden VerbraucherInnenschutzes eine Nährwertampel.

Ampel-Memo
Und es gibt sie doch, die Nährwertampel - zumindest als Kinder-Memory. Das Preisgeld des Abends konnten VertreterInnen des Rotary Club Hockenheim e.V. entgegennehmen. Viele Rotary-Clubs unterstützen das Programm "Gesunde Kids - bewusste Ernährung für gesündere Kinder". Hierfür hatte Dr. Andrea Hilmer-Lossen, Fachärztin für Allgemeinmedizin, das „Ampel-Memo“ entwickelt. Das Ampel-System eigne sich auch bei Kindern zum Erlernen eines ersten Bewusstseins für gesundes und ungesundes Essen.

Da Kinder gerne mit Memory spielen, kam ihr die Idee, mit den Ampelfarben Grün, Gelb und Rot gesunde und weniger gesunde Lebensmittel auf den Memory-Kärtchen zu kennzeichnen. Schon 2004 wurde dieses System zur Kennzeichnung von Lebensmitteln von der britischen Food Standard Agency entwickelt. Seit Januar 2007 werden damit alle Lebensmittel in englischen Supermärkten gekennzeichnet. Es handelt sich also um eine Information, die Verbraucherinnen und Verbrauchern altersübergreifend anzeigt, welche Produkte für ihn/sie gut oder schlecht sind und welche Speisen lieber nur in Maßen konsumiert werden sollten.

Ein gelungener Abend, herzlicher Dank dem RCS-Team.