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Tag der offenen Tür bei südost Europa Kultur e.V.

Mit einem umfangreichen Programm wurde am 24. März der „Tag der offenen Tür“ in den Vereinsräumlichkeiten von südost Europa Kultur e.V. in der Großbeerenstraße begangen. Nachmittags wurden einige der aktuellen Projekte und Aktivitäten vorgestellt, wie z.B. die gerade in der südost Galerie eröffnete Ausstellung „Osten - World of Drawing“. Sehr bewegend ist die „Rolle des Gedenkens“ und der Dokumentarfilm zu diesem Projekt. Es wurde auch gefeiert und getanzt. Anwesend waren u.a. auch Dilek Kolat, Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, Orkan Özdemir, Vorsitzender der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft Migration in Tempelhof Schöneberg, Antje Schwarzer, Vorsitzende von friedenau.integrativ e.V.. Ich bin gerne bei südost Europa Kultur e.V. und finde die dort geleistete Arbeit hervorragend. Als Mitglied der Deutsch-Südosteuropäischen ParlamentarierInnengruppe ist es mir auch eine Verpflichtung, die Verbindung intensiv zu pflegen.

Zu Recht ist die von Bosiljka Schedlich und ihren MitstreiterInnen geleistete Arbeit immer wieder mit Auszeichnungen bedacht worden. Recht hat aber auch derjenige, der mir heute sagte „Von Moral kann ich mir nichts kaufen, wir brauchen für unsere Arbeit einfach mehr Geld“. Beim Verein angesiedelte Maßnahmen und Projekte, die mehr nachhaltige Förderung benötigen, sind z.B. diejenigen, die der Stärkung der Roma-Community in Berlin bzw. der besseren Integration von Roma und Sinti dienen, die den Kindern mehr Bildungsmöglichkeiten und den Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine bessere Integration in den Arbeitsmarkt ermöglichen. Konkret vereinbart wurde, dass eine Gruppe junger Roma mich in den kommenden Monaten im Deutschen Bundestag besuchen wird. Politische Teilhabe und Partizipation beginnt mit dem Kennenlernen, mit Dialog.

„Es lohnt sich noch, das Stückchen Leben“
Sehr bewegend die Berichte aus der Arbeit, die bei südost Europa Kultur für traumatisierte MigrantInnen geleistet wird, die vor Bürgerkrieg, politischer oder ethnischer Verfolgung geflohen sind, die körperlicher, häufig auch sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren und psychische Qualen teilweise auch Folter erlebt haben. Viele von ihnen leiden lebenslang unter den körperlichen und seelischen Verletzungen. Diese Verletzungen müssen verarbeitet und bewältigt werden. Um die häufig zu Traumata geführten Erfahrungen verarbeiten zu können, sind sichere Strukturen, ist professionelle Unterstützung notwendig.

„Alles, was die Kultur fördert, arbeitet auch gegen den Krieg“
Die von Sigmund Freud an Albert Einstein mitgeteilte Aussage „Alles, was die Kultur fördert, arbeitet auch gegen den Krieg“ bekommt bei südost Europa Kultur auch für Unbeteiligte einen sehr tiefen Sinn. Ich danke für die Möglichkeit, dazu lernen zu können.

Dieser Satz umfasst vieles von dem, was südost Europa Kultur leistet. Kultur ist umfassend, ist vielschichtig. Gezeigt wurden auch Exponate der Ausstellung „Osten - World Gallery of Drawing“ mit Werken von KünstlerInnen aus Bulgarien, Estland, Frankreich, Griechenland, Litauen, Mazedonien, Polen, Rumänien, Russland, Slovenien, Serbien, Tschechien und Ungarn.

Mahnmal „Rolle des Gedenkens“
Gemeinsam mit Flüchtlingsfrauen aus Bosnien hat Anna S. Braegger die «Rolle des Gedenkens» geschaffen. Die „Rolle des Gedenkens“ besteht aus hunderten bestickter Taschentücher - für jeden Toten ein Taschentuch mit Namen und Lebensdaten. Gestickt haben diese Taschentücher nach Deutschland geflohene Frauen in Erinnerung an ihre getöteten Kinder, Eltern, Geschwister, Angehörigen und Freunde. Dem dazugehörigen Dokumentarfilm ist zu entnehmen, dass einige der Frauen 70 bis 80 Taschentücher bestickt haben, andere konnten (noch) kein einziges Taschentuch besticken, sind noch zu sehr traumatisiert. Die „Rolle des Gedenkens“ erinnert als textiles Kunstwerk gegen das Vergessen an die Toten des Massakers von Srebrenica, erinnert an Menschen, die seit 1991 während des Krieges in Südosteuropa getötet worden sind.