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Vor Ort

SPD: Zukunft und Zusammenhalt

Wir wollen Gesellschaft solidarisch gestalten - das bekundeten mehr als 200 Menschen am 16. August mit ihrem Besuch beim „Zukunftsgespräch“ der SPD Tempelhof-Schöneberg in der ufaFabrik. Auf der Sommerbühne an diesem Abend besondere Akteure: SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und Kevin Kühnert, SPD Direktkandidat in Tempelhof-Schöneberg. Beide im regen Gespräch mit den politisch Engagierten, zur Freude der Moderatorin Petra Schwarz.

Inklusive Bildung möglich machen!

Gemeinsame digitale Veranstaltung "Viele Wege zum Ziel? - Wie gelingt Inklusion an Berlins Schulen" der Berliner SPD-Arbeitsgemeinschaften Bildung und Selbst Aktiv - Menschen mit Behinderung in der SPD

Wie kann es gelingen, inklusive Bildungsketten zu ermöglichen? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer gemeinsamen Veranstaltung „Viele Wege zum Ziel? - Wie gelingt Inklusion an Berlins Schulen" der AG Selbst Aktiv – Menschen mit Behinderungen in der SPD

https://spd.berlin/arbeitsgemeinschaften/selbst-aktiv/


und der Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB)

https://spd.berlin/arbeitsgemeinschaften/afb-bildung/

am 23. Juni 2021. Der Austausch sollte dazu dienen, sich über den aktuellen Stand zu informieren und gemeinsam mit Akteur:innen aus der Praxis Handlungsoptionen für die Zukunft zu formulieren und für anstehende politische Umsetzungsschritte mitzunehmen.

Beiden sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaften ist der inklusive Umbau unseres Bildungssystems und die gerechte Gestaltung von Teilhabechancen von Anfang an wichtige Anliegen. Ich danke den Genoss:innen der AfB für die Organisation der gemeinsamen Debatte und bedanke mich für die fundierten Anregungen durch unsere Gäste

Silke Diller, Sonderpädagogin
Marion Seidel, Schulpsychologisches und Inklusionspädagogisches Beratungs- und Unterstützungszentrum (SIBUZ) Berlin Neukölln
Holger Huth, Schulleiter der Margarethe von Witzleben Schule Förderzentrum zum Förderschwerpunkt "Hören"
Christiane Winter-Witschurke, Fachgruppenleiterin Inklusion,
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie

Funktioniert „Berlin inklusiv“?

Bereits 2011 hatte der Berliner Senat ein Gesamtkonzept „Inklusive Schule“ vorgelegt, in dem viele Maßnahmen zur Umsetzung von Artikel 24 UN-BRK aufgeführt waren und die gleichzeitig eine Weiterentwicklung des schon bestehenden integrativen in ein inklusives Schulsystem darstellten – auf verschiedene Meilensteine wird auch im aktuellen „Berliner Maßnahmenplan 2020 bis 2025 zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention“

https://www.parlament-berlin.de/ados/18/IIIPlen/vorgang/d18-3353.pdf

verwiesen. Für das teilhabepolitische Handlungsfeld Bildung wird als strategisches Ziel benannt: „Ziel ist es, durch ein inklusives Bildungssystem und angepasste Unterstützungsmaßnahmen, eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an der Bildung zu erlangen, um ihre Fähigkeiten und Begabungen zur vollen Entfaltung bringen zu können.“

Wir hinken den Zielen für den inklusiven Umbau unseres Bildungssystems in Berlin hinterher: So sollen bis 2023 36 Inklusive Schwerpunktschulen geschaffen sein - aktuell stellt sich die Situation für das gerade abgelaufene Schuljahr 2020/21 so dar, dass wir 20 Inklusive Schwerpunktschulen haben, in manchen Bezirken leider noch keine einzige. Inklusive Schwerpunktschulen 

https://www.berlin.de/sen/bildung/schule/inklusion/


sind allgemeinbildende Schulen, die aufgrund ihrer personellen, räumlichen und sächlichen Ausstattung besonders in der Lage sind, Schüler*innen mit den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten „Körperliche und motorische Entwicklung“, „Sehen“, „Hören und Kommunikation“, „Geistige Entwicklung“ und „Autismus“ aufzunehmen und dafür entsprechende Konzepte entwickelt haben. Als ein Grund für die bestehende Diskrepanz wird benannt, dass die Entwicklung einer allgemeinbildenden Schule zu einer Schwerpunktschule eine freiwillige Entscheidung ist. Offenbar sind noch zu viele Schulträger nicht von den Vorteilen für die eigene Schule überzeugt.

So müssen wir kritisch fragen, ob und inwieweit wir inklusive Bildung gemäß UN-Behindertenrechtskonvention tatsächlich umsetzen wollen und können. Wie kann inklusive Schule gelingen, ohne an anderen Stellen wiederum Segregation zu produzieren? Sind die Rahmenbedingungen im Land Berlin ausreichend, um inklusive Bildung für alle zu ermöglichen?

Zahlreiche Herausforderungen

Angefangen von konkreten Einzelthemen wie beispielsweise der Frage, wie viel Sprachförderung in den Schulen tatsächlich stattfindet, über den zentralen Punkt, wie eine Schule ausgestattet sein muss, damit alle Schüler:innen die individuelle Unterstützung bekommen, die sie brauchen, bis hin zu der methodisch-didaktischen Frage, wie Lehrer*innen ausgebildet sein müssen, um die vielfältigen Anforderungen bewältigen zu können, wurden zahlreiche in der Praxis auftretende Probleme und Herausforderungen der inklusiven Bildung in Berlin erörtert.

Bedeutung der Frühförderung

Sehr deutlich betont wurde die immens wichtige Bedeutung der Frühförderung – und hier fehle es an vielem. Die Corona-Pandemie habe auch dazu geführt, dass die vorschulische Bildung bei vielen Kindern nicht im ausreichenden Maße erfolgt sei. Es gäbe zu wenige Vorkehrungen für Kinder, bei denen sich der Förderbedarf oft erst beim Eintritt in die Schule oder dort selbst zeigt, wenn es womöglich bereits zu spät ist, um bestehende Defizite wirksam zu kompensieren. Die Anmeldung von Schulhelfer:innenstunden ist dann der entscheidende, kritische Punkt für die ausreichende Ausstattung der Schulen und eine gute Betreuung der Schüler*ìnnen. 

Sonderpädagogische Förderzentren noch weiterhin benötigt

Derzeit werden Sonderpädagogische Förderzentren noch weiterhin benötigt, weil Kinder aus den unterschiedlichsten Gründen „gescheitert“ sind. Dies betrifft sowohl Kinder, die inklusiv beschult wurden, bei denen es aber „nicht funktioniert“ hat, als auch Kinder, die es aus anderen Gründen, aufgrund ihres sozialen Umfelds etc. von vornherein schwer haben. Diese Kinder in Sonderpädagogischen Förderzentren brauchen in der bildungspolitischen Diskussion eine stärkere Lobby, vor allem wenn zusätzlich zu ihrem bestehenden Förderschwerpunkt auch noch sozialpädagogische Förderbedarfe hinzukommen. Es braucht vor allem mehr Pädagog:innen für diese emotional auffälligen Kinder. Dabei dürfen aber die nicht auffälligen, ruhigen Kinder nicht übersehen werden. Gefordert wird, dass der Förderbereich „Emotionale und soziale Entwicklung“ stärker in die Ausbildung angehender Pädagog:innen verankert werden müsse.

Nüchterne Bilanz

Am Ende der Diskussion fiel die Bilanz zum Stand der Umsetzung von inklusiver Bildung nüchtern aus: In Berlin bestehen derzeit große Lücken im Frühförderbereich, Sonderpädagogischen Förderzentren benötigen dringend mehr und bessere Ausstattung, der angestrebte Ausbau der inklusiven Schulen in Form der Inklusive Schwerpunktschulen hat (noch) nicht ausreichend Früchte getragen. 

Was bleibt?

Zweifellos bestehen bleibt die Aufgabe, das Regelsystem hinsichtlich der Aufnahme von Kindern mit Beeinträchtigungen zu stärken und mithin das System der inklusiven Schwerpunktschulen auszubauen. Noch würden Förderzentren benötigt. 
Und am Ende stand schließlich der Apell einer Teilnehmerin: Sprechen Sie mit den Menschen mit Behinderung! Sie wissen am besten, was nötig ist, um inklusive Bildung möglich zu machen. 

Wie kann es gelingen, inklusive Bildungsketten zu ermöglichen? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer gemeinsamen Veranstaltung „Viele Wege zum Ziel? - Wie gelingt Inklusion an Berlins Schulen" der AG Selbst Aktiv – Menschen mit Behinderungen in der SPD und der Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) am 23. Juni 2021.

Der Austausch sollte dazu dienen, sich über den aktuellen Stand zu informieren und gemeinsam mit Akteur:innen aus der Praxis Handlungsoptionen für die Zukunft zu formulieren und für anstehende politische Umsetzungsschritte mitzunehmen.

"Treffen mit Sara" - und Abschied von Sara

Lette Verein erinnert an das Schicksal der Berliner Jüdin Sara Bialas

"Treffen mit Sara" ist ein Buch und eine Dokumentation über das wechselvolle Schicksal einer jüdischen Frau, Sara Bialas, und ihrer Familie, von ihr erzählt und von Lena Müller aufgeschrieben sowie gestaltet. Herausgegeben wird das Buch von „Erinnern und VerANTWORTung e.V.“. Die Lebensgeschichte ist erschütternd, schockierend, berührend, bewegend, beängstigend, ergreifend, amüsant und sehr real vorstellbar. Unfassbar, wie ein Mensch mit dem Schicksal von Sara Bialas überleben kann, ohne daran zu zerbrechen.  Das Buch sollte Pflichtlektüre in der Schule sein. Das besonders Erfreuliche: Sara Bialas hat die Fertigstellung des Buches noch erlebt.

„Ich will nicht hassen – Hass macht hässlich“

Sara Bialas wurde 1927 als Stefania Sliwka in Czestochowa, Polen, geboren. Ihre Eltern und ihre Schwestern fallen dem NS-Regime zum Opfer. 1941 wird Sara in das Zwangsarbeiterlager Wolta-Grabersdorf, Tschechien, deportiert. Hier muss sie bis zur Befreiung durch die sowjetische Armee, Hunger und Misshandlungen erleiden und Zwangsarbeit leisten in den Textilfabriken von Hasse Co, Etrich und Vereinigte Textilwerke K.H Barthel. 

Zurück in Czestochowa begegnet sie ihrem späteren Ehemann Mosche Tenenberg. Im Deportationslager Ainring bei Freilassing (Bayern) bringt Sara 1946 ihren ersten Sohn Bernard zur Welt. 1947 beschließt die Familie, zu Verwandten nach Paris zu ziehen. Dort wird 1948 ihr zweiter Sohn Robert geboren. 1949 wandern sie nach Israel aus. Hier lebt die Familie, bis sie sich 1961 genötigt sieht, das Land in Richtung DDR, nach Ost-Berlin, zu verlassen. Über die Gründe dafür hat Sara nie gesprochen. 1975, einige Jahre nach dem Tod von Mosche Tenenberg, heiratet Sara Heinz Bialas. Sie lebte bis zu ihrem Tod, am 29.04.21, in Berlin-Charlottenburg.

Gedenkveranstaltung für Sara Bialas im Lette Verein Berlin 

Am 27. Mai 2021 fand im Hof der Berufsausbildungsstätte Lette Verein Berlin, am Viktoria-Luise-Platz, in Schöneberg, eine Gedenkveranstaltung für Sara Bialas statt. Die Veranstaltung zeigte ein bewegendes Bild von einer lebenszugewandten und geliebten Frau. Bei der Veranstaltung mit dabei war auch Saras Sohn Robert. Es sprachen Saras Enkel Miron Tenenberg, sowie Petra Madyda, Direktorin der Stiftung Lette-Verein, Karin Weimann, Freundin und Weggefährtin von Sara Bialas, Szabine Adamek (Gesang), alle drei von Erinnern und VerANTWORTung e.V. 
https://www.facebook.com/ErinnernUndVerANTWORTung/
und Karsten Troyke (Gesang).
Der Lette Verein Berlin 
www.letteverein.berlin
bildet in den Bereichen Design – Ernährung und Versorgung – Gesundheit – Technik aus. Lena Müller hatte im Lette Verein eine Ausbildung zur Grafik- Designerin gemacht und war 2019 auf der Suche nach einem Abschlussprojekt. Ihr wurde die Möglichkeit gegeben, mit Unterstützung vom Verein Erinnern und VerANTWORTung, die Lebensgeschichte von Sara Bialas erzählt zu bekommen, sie aufzuschreiben und als Buch zu realisieren. Für dieses Abschlussprojekt wurde Lena Müller im Fachbereich Grafikdesign am Lette Verein Berlin zweifach mit dem „Lette Design Award by Schindler“ ausgezeichnet. Für die Lebenserzählungen von Sara habe sie mit einem jungen und zeitgenössischen Blick eine neue Ästhetik für das Zeitzeugnis und die Erinnerungskultur entwickelt, so die Begründung.

Lena Müller : Treffen mit Sara
Verlag Hentrich & Hentrich
ISBN   978-3-95565-441-2
https://www.hentrichhentrich.de/autor-erinnern-und-verantwortung-e-v-1.html

"Treffen mit Sara" ist ein Buch und eine Dokumentation über das wechselvolle Schicksal einer jüdischen Frau - Sara Bialas und ihrer Familie. Von ihr selbst erzählt und von Lena Müller aufgeschrieben sowie gestaltet. Herausgegeben wird das Buch von „Erinnern und VerANTWORTung e.V.“.

Die Lebensgeschichte ist erschütternd, schockierend, berührend, bewegend, beängstigend, ergreifend, amüsant und sehr real vorstellbar. Unfassbar, wie ein Mensch mit dem Schicksal von Sara Bialas überleben kann, ohne daran zu zerbrechen.  Das Buch sollte Pflichtlektüre in der Schule sein. Das besonders Erfreuliche: Sara Bialas hat die Fertigstellung des Buches noch erlebt.

20. Mai 2021: Digital Accessibility Summit - Digitale Barrierefreiheit in Deutschland

Wie sieht es mit der digitalen Barrierefreiheit in Deutschland aus? Warum ist Barrierefreiheit ein Mehrwert für Unternehmen – und welche guten Beispiele gibt es im Bereich der digitalen Bildung? Was bedeutet barrierefreies Gaming, wie funktioniert inklusive Medienarbeit und wie poste ich eigentlich barrierefrei auf Social Media? All das sind die Fragen, die am 20. Mai 2021 beim virtuellen „Digital Accessibility Summit“ (DAS 2021) praxisnah diskutiert werden. Nehmen Sie live daran teil unter: www.digital-accessibility-summit.de.

Mein Körper gehört mir: Das Recht auf Autonomie und Selbstbestimmung einfordern!

UNFPA-Weltbevölkerungsbericht 2021 vorgestellt

Der Weltbevölkerungsbericht 2021 des UN-Weltbevölkerungsfonds (United Nations Populations Fund, UNFPA) wurde in mehreren Digital-Veranstaltungen vorgestellt 
Von Bundesminister Gerd Müller (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ
www.bmz.de/

) und Geschäftsführer Jan Kreutzberg (Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, DSW

www.dsw.org/

). Die DSW ist Herausgeberin der deutschen Kurzfassung des UN-Berichtes. 
Auf Einladung des Parlamentarischen Beirats für Bevölkerung und Entwicklung zusammen mit der DSW
Von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP
www.swp-berlin.org

) zusammen mit DSW und BMZ.

Das Recht auf körperliche Selbstbestimmung und Unversehrtheit

Im Zentrum des diesjährigen Weltbevölkerungsberichtes steht das Recht auf körperliche Selbstbestimmung und Unversehrtheit von Mädchen und Frauen, ein universelles Recht, das umgesetzt und geschützt werden muss. Der Bericht beschäftigt sich weiterhin mit der Frage, inwieweit sich die Situation von Mädchen und Frauen unter dem Druck der Pandemie eher verschlimmert hat. Echter Fortschritt, so die Folgerungen des Berichts, hängt davon ab, dass die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und Diskriminierungen beseitigt und die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen, die sie aufrechterhalten, verändert werden. 

Körperliche Selbstbestimmung bedeutet: Frauen haben das Recht, frei zu entscheiden, ob sie Sex haben wollen, ob oder wieviel Kinder sie haben wollen; sie haben das Recht zu entscheiden, ob sie verhüten wollen oder nicht; sie haben die Möglichkeit zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen.  

Nur wo es ausgebaute Gesundheitsstrukturen gibt, wo Sexualaufklärung erfolgt, wo Mädchen und Frauen uneingeschränkten Zugang zur Bildung haben, wo Gleichberechtigung herrscht und wo Gesundheitsvorsorge möglich ist, kann eine echte Verbesserung der Lebensbedingungen für Mädchen und Frauen geschaffen werden. Eine Frau, die selbstbestimmt leben kann, hat Chancen auf einen besseren Gesundheitszustand, auf Unabhängigkeit, auf Erwerbstätigkeit, auf ein würdiges Leben.

Bevölkerungsentwicklung und der Zugang zum Recht auf Selbstbestimmung

Seit 1960 hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt, 2020 lebten ca. 7,6 Mrd. Menschen auf der Erde, in 2023 werden es voraussichtlich 8 Mrd. sein. Die Weltbevölkerung wächst am schnellsten in den Entwicklungsländern (Schwellenländern). An einem Tag werden weltweit 400 000 Kinder geboren. Die Bevölkerung Afrikas (z.Z. ca. 1,3 Mrd.) wird sich bis 2050 verdoppeln. 

Um ein genaueres Bild über die Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen zu erhalten, hat UNFPA Daten aus 57 Ländern ausgewertet, die meisten davon in Afrika südlich der Sahara. Die Ergebnisse zeigen, dass im Durchschnitt erst 55% der Mädchen und Frauen in den erfassten Ländern nur relativ selbstbestimmt leben, in einigen Ländern sind es sogar nur 10%. Fortschritte und Rückschläge sind dabei uneinheitlich.  

In der Pandemie verschärfen sich die Leidenssituationen von Mädchen und Frauen

National, EU-weit und durch die UN wird gegen Kinderehen, Zwangsheirat, weibliche Genitalverstümmelung angegangen, die Gewalt in der Ehe reicht bis zum Mord. Die Corona-Krise verschärft die Situation in jeder Hinsicht. Gesundheitszentren sind mit der Bekämpfung der Pandemie überlastet. Schätzungen zufolge leben ca. 650 Mio. Frauen, die vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet wurden. Jährlich kommen weltweit ca. 12 Mio. hinzu. Die Zahl der Kinderehen nimmt dramatisch zu. 

2020 wurden jeden Tag fast 4.000 Frauen unfreiwillig schwanger, weil sie pandemiebedingt keinen Zugang mehr zu Verhütungsmitteln hatten. Lieferketten für Verhütungsmittel und Medikamente sind zusammengebrochen; Schwangere konnten nicht zu den Vorsorgeuntersuchungen. In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sind Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt bei Mädchen im Alter von 15 – 19 Jahren die häufigste Todesursache. Die Lage insgesamt für Frauen wird als sehr schlecht bewertet. Dabei kann ein Zusammenhang hergestellt werden zum Bildungsniveau: Je höher das Bildungsniveau, umso größer die Freiheit zur Selbstbestimmung.  

Allein in Deutschland leben ca. 68.000 Frauen, die eine Genitalverstümmelung bereits erleiden mussten, die meisten betroffenen Frauen stammten aus Eritrea, Somalia, Indonesien, Ägypten und Nigeria. Weltweit wird die Zahl der von Genitalverstümmelung betroffenen Frauen ca. 4 Mio. geschätzt, in der COVID-19-Pandemie wird diese Zahl auf voraussichtlich 6 Mio. ansteigen. 

Patriarchale Gesellschaftsstrukturen als Hindernis für weibliche Selbstbestimmung

In männlich dominierten Ländern behindern niedriger Bildungsstand, Analphabetismus, geringes soziales und politisches Bewusstsein sowie die Pflicht zur Einhaltung religiöser und kultureller Normen und Traditionen die weibliche Partizipation und die Verselbständigung der Frau. Solange Männer nicht ihre patriarchalischen Strukturen hinterfragen und ihre traditionelle Einstellung zur Frau nicht ändern, wird sich an der unterdrückten Situation der Frauen kaum etwas ändern. Veränderungen müssen daher von innen her kommen, d.h. es verlangt kluge jahrelange Intervention, d.h. aktive Einmischung in die gesellschaftlichen Strukturen. 

UNFPA hat verschiedene Strategien und Ansätze entwickeln müssen, um den Frauen zu helfen. Im Süd-Kaukasus wird z.B. abgetrieben, wenn es ein weiblicher Fötus ist. Es ist nicht nur die Religion, die diese Verhaltensweisen bestimmt, es ist oft tief verwurzelte kulturelle Praxis und Tradition. Sexualkunde ist z.B. eine der Möglichkeiten, ein verändertes Bewusstsein zu schaffen. Männer tun sich schwer damit, „Privilegien“, oder nennen wir es eine tradierte geschlechtsbezogene „Machtstellung“, aufzugeben. Wie tief verwurzelt - selbst bei den Frauen - diese traditionellen Bindungen sind, ist daran zu erkennen, dass Frauen, selbst wenn sie in Deutschland leben, wieder hinter ihre fortgeschrittene Entwicklung zurückfallen. 

Unterstützung und Förderung der Rechte von Mädchen und Frauen

Als Beispiel dafür, dass es möglich ist, den Status der Frauen zu verbessern, werden Länder wie Bangladesch, Marokko oder auch Ghana genannt. Ghana hat seit 1992 eine gesetzlich garantierte formelle Gleichstellung der Geschlechter, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass die Frauen dort trotzdem nach wie vor in Armut leben, überwiegend Analphabetinnen sind und von Gewalt betroffen sind.  In Bangladesch gilt lt. Verfassung die Gleichberechtigung der Geschlechter und deren Gleichstellung vor dem Gesetz. Frauen haben auch das Wahlrecht, sind jedoch kaum in der Lage, davon Gebrauch zu machen. In Marokko z.B. ist die Zahl der Kindergeburten zurückgegangen, wie auch in Bangladesch, von 7 Kindern pro Familie auf 2. 

Bei der Durchführung der UN-Projekte ist Deutschland einer der wichtigsten Partner und auch Geldgeber. Deutschland wird insbesondere als wichtiger sichtbarer Partner in einer Vorreiterrolle gewünscht, wie z.B. die Skandinavischen Staaten, die in Projekten sehr präsent seien. Das BMZ investiert mit der Entwicklungszusammenarbeit in die Rechte von Frauen und Mädchen. Es hat die Mittel für globale Gesundheit deutlich erhöht und allein mit dem Corona-Sofortprogramm um über 600 Millionen Euro für die Jahre 2020/21 aufgestockt. Geld, das auch für selbstbestimmte Familienplanung verwendet wird und somit auch für die Gleichstellung der Frau. Von den Akteuren wird erwartet, dass das BMZ nach seinem 2020 ausgelaufenen Gender-Aktionsplan einen neuen dritten Aktionsplan zur Gleichbehandlung der Geschlechter erarbeitet. Auch vom Auswärtigen Amt (AA) wird mehr Unterstützung erwartet. Das AA sieht sich eher als strategischen Partner. Man müsse mit dem Thema in den betreffenden Staaten lästig werden und ärgern, um aufmerksam zu machen und um etwas zu bewegen und letztlich etwas zu ändern. 

Zusammen mit dem Weltbevölkerungsfonds (UNFPA) soll die Versorgung schwangerer Frauen verbessert werden und Hebammen vor Covid-19 geschützt werden für eine bessere Schwangerschaftsvorsorge, sichere Geburtshilfe und Nachsorge. Bei der globalen Gesundheit ist Deutschland der weltweit drittgrößte Geber.

Vollständige Gleichstellung noch nirgendwo erreicht

Bis heute könne lt. UNFPA kein Land von sich behaupten, eine vollständige Gleichstellung der Geschlechter erreicht zu haben. Um auf internationaler Ebene ein verlässlicher Partner im Bereich Gleichstellung der Geschlechter zu sein, wird vom BMZ mehr Engagement erwartet. Über 25 Jahre nach der bahnbrechenden Pekinger Weltfrauenkonferenz werden Frauenrechte national, auf EU-Ebene und international immer mehr in Frage gestellt und untergraben. Zum Fazit des Berichtes gehört auch festzustellen, dass mehr Geld nicht mehr Effizienz oder Erfolg bedeutet. Besser wäre es, Anreizsysteme im unmittelbaren Umfeld der Betroffenen zu fördern und mit gezielten Projekten in die Gesellschaft hineinzuwirken.

Der Weltbevölkerungsbericht 2021 des UN-Weltbevölkerungsfonds (United Nations Populations Fund, UNFPA) wurde seit April 2021 in mehreren Digital-Veranstaltungen vorgestellt 

  • Von Bundesminister Gerd Müller (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ) und Geschäftsführer Jan Kreutzberg (Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, DSW). Die DSW ist Herausgeberin der deutschen Kurzfassung des UN-Berichtes. 
  • Auf Einladung des Parlamentarischen Beirats für Bevölkerung und Entwicklung zusammen mit der DSW
  • Von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zusammen mit DSW und BMZ.
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