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Sommertour 2016: „Wir gestalten einen kreativen Ort, der sich durch Nachhaltigkeit hervorhebt“ - Besuch der „Malzfabrik“ mit Senatorin Dilek Kolat und Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles

Frauen der Bundes-, Landes- und Bezirksebene gemeinsam auf Entdeckungstour durch die Schöneberger Malzfabrik

Kreativität, Nachhaltigkeit und Inklusion prägen die Malzfabrik in Schöneberg. Wie dieses Konzept der Malzfabrik funktioniert, überzeugten sich bei schönstem Sonnenschein in meinem Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg am 19. August 2016 fünf SPD-Politikerinnen: Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, die Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen Dilek Kolat, die Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, und die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg, Melanie Kühnemann. Im Malzkabinett zeigte uns Christiane Burgschat vom Malzteam, was sich in jüngster Geschichte auf dem Gelände der Malzfabrik entwickelt hat. Hier stehen auch Räumlichkeiten für viele Events zur Verfügung.

Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler informierte uns, dass hier regelmäßig die "komm auf Tour - meine Stärken, meine Zukunft" stattfinden. Das ist ein Projekt zur Stärkenentdeckung, Berufsorientierung und Lebensplanung für Jugendliche ab der 7. Klasse, deren Lehrkräfte und Eltern. Zu dieser „komm auf Tour“ laden die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, die drei Agenturen für Arbeit im Land Berlin und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gemeinsam ein. Da in Tempelhof-Schöneberg sehr viele PartnerInnen am Erfolg der „komm auf Tour“ beitragen, ist für die Veranstaltung viel Platz notwendig und die Malzfabrik der richtige Standort.

Wir haben mehrfach alle gemeinsam gestaunt, welch außergewöhnliche Synergien sich in und zwischen den kreativen und innovativen Unternehmen auf dem Gelände der Malzfabrik entwickelt haben. Auch Dilek Kolat zeigte sich sehr angetan, was sich seit ihrem letzten Besuch positiv entwickelt hat. Sie ist sehr stolz darauf, dass die Malzfabrik jetzt in ihrem Wahlkreis liegt. Für die beispielshafte ökologische Immobilienentwicklung auf dem ehemaligen Schultheiss-Brauerei-Gelände erhielt die IGG Malzfabrik mbH in der Kategorie „Wirtschaft und Innovation“ 2011 den Berliner Umweltpreis des BUND.

Hintergrund zur Malzfabrik

In der damals eigenständigen Stadt Schöneberg vor den Toren Berlins wurde 1914 die größte Mälzerei Europas erbaut. Die Attraktivität des Industrieareals der alten Schultheiss-Mälzerei ist bestechend. 2005 wurde der Investor Frank Sippel neuer Eigentümer des fast 3 Hektar großen Grundstücks östlich des Naturparks Südgelände. Gemäß dem Motto „Herz und Kommerz“ werden die Gebäude Schritt für Schritt instandgesetzt. Sippels Konzept: die Schaffung eines Kreativzentrums für welches sich organisch entwickelt und in dem die Ansprüche an Nachhaltigkeit und Denkmalschutz erfüllt werden. Produktionsbetriebe, Unternehmen aus den Branchen Design, Mode, Kultur und Kunst wurden ausgewählt, sich auf dem Gelände einzumieten und niederzulassen. Obwohl sich bereits 88 Unternehmen und Start-Ups hier angesiedelt haben, gibt es noch viel freie gewerblich zu nutzende Fläche. Aber so ist das Konzept: Eine sich ansiedelnde Firma nach der anderen.

Es gibt aber auch viel Platz für Kultur und Kunst gelegt. So kann derzeit die ATMAN -Ausstellung besichtigt werden. Hier feiert nach dem großen Erfolg seines Buches ATMAN nun die ATMAN-AUSSTELLUNG Weltpremiere. Einen „Raum der Erfahrung“ nennt Bernd Kolb seine Inszenierung. Wir sind eingeladen, unserem wahren Selbst zu begegnen. Eine Erfahrung, die uns spüren lässt, was uns der Verstand nicht offenbaren kann.

Auch Sie können dieses unter Denkmalschutz stehende Gebäudeensemble in der Bessemerstraße 2–14, 12103 Berlin-Tempelhof besuchen. Schauen Sie einfach mal vorbei: An je zwei Samstagen im Monat wird eine Führung, die „Malzreise“, angeboten. Voranmeldung unter: events@malzfabrik.de oder 030 755124800. Darüber hinaus werden zahlreiche Events angeboten, es gibt viele Überraschungen - unter anderem seit letztem Jahr einen Badesee.

 

Inklusion durch Arbeit

Seit Juni 2012 ist die seit 2004 existierende AfB social & green IT, Europas erstes gemeinnütziges IT-Systemhaus, nun auch in Berlin, genau gesagt in der Malzfabrik, zu Hause. Hier konnten wir alle Abteilungen, wie Datenlöschung und Aufbereitung sowie den Verkauf von hochwertigen, gebrauchten Notebooks, PCs, TFTs und Druckern im angeschlossenen AfB-Laden oder über den Onlineshop bestaunen. Defekte oder zu alte Geräte werden zur Ersatzteilgewinnung in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt, die übrigen Rohstoffe gehen an zertifizierte Recyclingbetriebe.

Uns Politikerinnen überzeugte besonders das Zusammenspiel zwischen ökologischer Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung. Kooperierende Firmen als auch öffentliche Einrichtungen überlassen der AfB social & green IT gebrauchte IT-Geräte, müssen sich so also nicht mit der Geräteentsorgung beschäftigten. Die Soft- und Hardware der Geräte werden in einem barrierefreien und zertifizierten Verfahren von Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam wieder aufbereitet. Für die Qualität eines jeden zu verkaufenden Gerätes wird gebürgt. Dieses wird mit einer mindestens 12-monatigen Garantie verkauft.

Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist nun als Teil der "Arbeit 4.0" auch Bestandteil der Unternehmen der Malzfabrik. Das zusätzlich Besondere ist, dass dieser technische Prozess von Menschen mit Behinderung durchgeführt wird.

Das AfB-Konzept

AfB heißt “Arbeit für Menschen mit Behinderung“.  Die Hälfte der Arbeitsplätze im Unternehmen sind Menschen mit Behinderung. Diese sind in allen Arbeitsbereichen gleichberechtigt tätig, erklärte uns Geschäftsführer Klaus Bölling. Die Integration der MitarbeiterInnen in die Berufswelt und die damit verbundenen Perspektiven sprächen für sich.

Andrea Nahles interessierte sich besonders dafür, wie in die Inklusion von Menschen in den ersten Arbeitsmarkt funktioniert. In ihrem Ministerium wurde der Gesetzentwurf zum Bundesteilhabegesetz erarbeitet, der im September in die parlamentarische Beratung geht. Das BTHG dient auch der bundesweiten Verbesserung der Teilhabe am Arbeitslesen. Die bessere Teilhabe am Arbeitsleben soll durch mehr Übergänge in Arbeit ermöglicht werden. Mit dem Budget für Arbeit wird angestrebt, dass mehr Menschen aus den Werkstätten heraus in Integrationsbetriebe oder auf dem ersten Arbeitsmarkt beschäftigt werden können. Anstelle der Werkstattleistungen sind künftig auch Lohnkostenzuschüsse und Unterstützung im Betrieb durch ein Budget für Arbeit möglich.

Green Buddy Award

Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg zeichnet bereits seit Jahren Unternehmen aus, für die Ökologie und Nachhaltigkeit Teil ihrer Firmenphilosophie sind und die durch ihre Initiative Beispiele für andere geben. Die Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler zeichnete bereits 2014 in der Kategorie "Produktion und produktionsnahe Dienstleistung" die gemeinnützige AfB social & green IT mit dem GREEN BUDDY AWARD des Bezirkes Tempelhof-Schöneberg aus. Damals wie heute sagt sie: Die AfB gGmbH zeige, wie ein Integrationsbetrieb auf dem ersten Arbeitsmarkt bestehen könne.“. Und außerdem: „Umweltbewusste Strategien einzelner Unternehmer fördern die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Tempelhof-Schöneberg." Auch mich hat die Organisation der gemeinnützigen AfB social & green IT überzeugt. Ich hoffe, dieses vorbildhafte Unternehmen macht Schule – auch über die Malzfabrik hinaus.

Integration durch Ausbildung und Arbeit

Neu dabei im Malzteam ist Mahmoud Mosa. Er ist ein Geflüchteter aus Syrien, der als Gärtner angestellt wurde. Im Malzteam wurde überlegt, was konkret für eine bessere Integration von Geflüchteten getan werden konnte. Dabei kam der Kontakt zur Geflüchteteneinrichtung in der ehemaligen Luise-und-Wilhelm-Teske-Schule in Schöneberg zustande. Betreut wird Mahmoud Mosa von Sally Grabosch, die ihn unter anderem beim Deutschlernen unterstützt. Noch ist offen, ob es auch zu Ausbildungsverhältnissen für geflüchtete Menschen kommen kann.

Ich habe auf das am 7. Juli verabschiedete Integrationsgesetz hingewiesen. Auf Initiative der SPD-Fraktion wurden erstmals verbindliche Regeln für die Integration in Deutschland geschaffen. Die Integration auf dem Arbeitsmarkt ist einer der Pfeiler für gesellschaftliche Integration. Das Gesetz sieht ein Bündel von Maßnahmen vor, um die rasche Eingliederung in den Arbeitsmarkt zu unterstützen: Für einen schnellen und sinnvollen Beschäftigungseinstieg legt der Bund ein Arbeitsmarktprogramm für 100.000 zusätzliche, gemeinnützige Arbeitsgelegenheiten für Asylsuchende auf.

Zudem wird die Förderung der Berufsausbildung gezielter ausgestaltet. Ausbildungsbegleitende Hilfen, die assistierte Ausbildung und berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen stehen je nach Zielgruppe früher als bisher zur Verfügung, die Berufsausbildungsbeihilfe und das Ausbildungsgeld werden zum Teil erstmalig geöffnet. Für drei Jahre kann die Vorrangprüfung bei Asylsuchenden und Geduldeten ausgesetzt werden.

Besonders wichtig ist uns die Rechtssicherheit für Geflüchtete in Ausbildung und die der auszubildenden Betriebe: Der Aufenthaltsstatus von geduldeten Auszubildenden in schulischer und betrieblicher Ausbildung gilt für die Gesamtdauer der Ausbildung. Bei anschließender ausbildungsadäquater Beschäftigung wird sie für zwei weitere Jahre erteilt (die sogenannte „3+2-Regel“). Aufgehoben wird die bisherige Altersgrenze von 21 Jahren.

Hauptstadt-Barsch und Hauptstadt-Tomaten

Ein weiterer außergewöhnlicher Besuch war der bei ECF Farmsystems. Was glauben Sie, haben Fische und Tomaten und andere Gemüsesorten gemeinsam? Nicht viel, möchte man meinen. Doch in der von Nicolas Leschke und Christian Echternacht geführten ECF-Farm, Europas größter urbaner Aquaponik-Farm auf dem Gelände der Malzfabrik, ist das anders. Hier gedeiht beides in einer symbiotischen Aufzucht. Ressourcenschonend werden hochwertige Lebensmittel produziert, wie der Hauptstadtbarsch oder die Hauptstadt-Tomaten.

Wie das funktioniert, beschrieb Geschäftsführer Christian Echternacht. Bei ECF Farmsystems spielt der Gedanke der Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle: Kombiniert wird Fischzucht mit Gemüseanbau. Warum und Wie? Das nährstoffreiche Wasser aus der Fischzucht ist richtig guter und umweltfreundlicher Dünger für unsere Gewächshäuser. Biologische Fischaufzucht und Gemüseanbau bilden ein geschlossenes ökologisches System. Sie bereichern sich gegenseitig, wachsen quasi nebeneinander. Eingespart werden Wasser, CO2 und Transportwege. Hier wird eine äußerst spannende Idee umgesetzt. Ich bin mir sicher, dass diese Art von nachhaltiger und lokaler Produktion von Lebensmitteln Schule machen wird. Davon, dass die Hauptstadt-Tomaten schmecken, haben wir gleich vor Ort ausprobiert. Viele BerlinerInnen können sich ebenfalls davon von Qualität und Geschmack überzeugen. Sie können das Gemüse beispielsweise in der Markthalle Neun in Kreuzberg erwerben.

Wir wollten nun natürlich aus wissen, wie der Hauptstadt-Barsch schmeckt. Christiane Burgschat empfahl uns das Wirtshaus zum Oberstübchen, welches sich auf dem Dach von einem der Gebäude der Malzfabrik befindet. Und Ihnen möchte ich sagen: Dilek Kolat, Angelika Schöttler und ich waren begeistert - sowohl vom Hauptstadt-Barsch als auch von der tollen Aussicht dieses Restaurants.

Mein herzlicher Dank an Christiane Burgschat und das ganze Malzteam für die großartige Unterstützung bei der Durchführung dieses außergewöhnlichen Besuches auf einem wirklich eindrucksvollen Gelände.