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Die Hintergründe der Kunst und Architektur des Reichstagsgebäudes

Kunst- und Architekturführung im Reichstagsgebäude am 19. September 2015

Das größte Kompliment, welches wir geben können, ist echtes Interesse. Sowohl an meiner Arbeit als auch an der Kunst und Architektur im Reichstagsgebäude. Behalten Sie sich Ihr Interesse bei, denn ihren Horizont zu erweitern, ist das schönste Geschenk, was Sie sich selbst machen können. Falls sie nicht dabei sein konnten und ihre Interesse „stillen“ wollen, gebe ich Ihnen im Folgenden die Möglichkeit einen kleinen Einblick zu bekommen:

Am Zentralen Eingang für BesucherInnen trafen sich um 11 Uhr alle 25 TeilnehmerInnen der Besuchergruppe, die an der Kunst-und Architekturführung im Reichstagsgebäude teilnehmen wollten. Nachdem alle durch die Sicherheitskontrolle durchgekommen sind, begab sich die Teilnehmergruppe in Richtung des West- und Haupteingangs, worüber sich auch der zentrale Schriftzug „Dem Deutschen Volke“ befindet. Dieser Eingang ist mit Abstand der Beeindruckendste aller Eingänge, weil von hier ein toller Blick in die Umgebung mit Kanzleramt, Paul-Löbe-Haus (Teil des deutschen Bundestags) und den Platz der Republik möglich ist.

Nachdem alle beisammen waren, begann um halb zwölf die Führung, welche durch eine Referentin im Auftrag des Besucherdienstes durchgeführt worden ist. Um die Kunst-und Architektur des Reichstagsgebäudes zu verstehen, sind historische Kenntnisse des Gebäudes hilfreich. Das Gebäude ist zwischen 1884-1894 nach den Plänen des aus dem Rheinland stammenden Architekten Paul Wallot gebaut worden. Zwischen dieser Zeitepoche und der heutigen Postmoderne kam es zu mehrfachen Umbauten des Gebäudes. Am 3. Oktober 1990 kam es zur Wiedervereinigung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und der Bundesrepublik Deutschland (BRD) zur Bundesrepublik Deutschland (BRD). Die Abgeordneten haben sich in einer sehr knappen Mehrheit am 20. Juni 1991 in der damaligen Hauptstadt Bonn für Berlin als neue Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland entschieden. Es sind sehr viele Entwürfe für die Gestaltung des Reichstagsgebäudes eingegangen, wobei sich der britische Architekt Sir Norman Foster schlussendlich durchgesetzt hat. Seine Vision war es, dass Gebäude zu einem neuen funktionalen Parlamentsgebäude umzuwandeln und gleichzeitig den historischen Charakter des Gebäudes mit seiner Fassade zu erhalten. Foster lehnte übrigens die Kuppel, welche heutzutage zentrales Erkennungsmerkmal für den deutschen Bundestags ist und mit drei Millionen Besuchern im Jahr ein Besuchermagnet ist, ab. Das Problem bei einer Kuppel sei, dass sie zu herrschaftlich wirke und, dass das mit seiner Vorstellung von Demokratie nicht vereinbar sei und ein falsches Signal an die BürgerInnen senden würde. Schlussendlich beharrten die Abgeordneten auf der Vision von einer Kuppel und Foster lenkte ein und setzte diesen Vorschlag um. Foster designte übrigens auch blau-violetten Stühle im Plenarsaal. Diese Farbe erhielt den Namen „Reichstags-Blue“ und ist patentgeschützt.

Abgeordnetenlobby – Gedenken an die im Nationalsozialismus umgekommenen Abgeordneten

Der Rundgang der Teilnehmergruppe beginnt im Westflügel des Reichstagsgebäudes, wo sich die Abgeordnetenlobby befindet. Während der Sitzungswoche ist hier sehr reger Betrieb. Dort hängt ein meterlanges Bild der Künstlerin Katharina Sieverding, welches in den Farben Schwarz, Rot, Gold und Weiß gehalten ist. Die Künstlerin hat zwei Motive vermischt – darunter eine Fotographie und ein Röntgenbild, welche zusammen das fertige Kunstwerk ergeben. In diesem Kunstwerk lässt sich die menschliche Wirbelsäule sowie Flammen erkennen. Neben der Wirbelsäule lässt sich in der Röntgenaufnahme ein Tumor erkennen. Dieser Tumor charakterisiert die Verbrechen, welche der Nationalsozialismus angerichtet hat.

Direkt unter dem Bild liegen drei Bücher mit Namen und Hintergrundgeschichten der verfolgten und ermordeten Abgeordneten aus. Dieses Kunstwerk lässt sich als Symbol der Trauer über die Zeit des Nationalsozialismus und den damit verbundenen Gräueltaten und Verbrechen verstehen. Unsere Referentin erklärt sichtlich stolz, dass das Reichstagsgebäude eine demokratische Tradition habe, weil Adolf Hitler und die gesamte NSDAP niemals hier getagt hätten. Zu der damaligen Zeit war das Parlament in der Kroll-Oper, welche nicht mehr besteht, untergebracht. Dort stimmten auch die Abgeordnete aller Parteien (außer der SPD) am 24. März 1933 für das Ermächtigungsgesetz, welche das Hitler-Regime ermöglichte.

Der Clubraum – Ein Paradies für Rauchende

Als nächstes ging es den Gang runter bis zum Südlichen Ende des Westportals des Reichstagsgebäudes. Dort befindet sich der Clubraum, die einzige Räumlichkeit, wo das Rauchen gestattet ist. Dort befindet sich an den Wänden verteilt das Kunstwerk der Grisha Bruskin „Leben über alles“. Dieses Triptychon ironisiert in über 115 Einzelbildern ideologische Mythen, insbesondere die „Skulptur-Manie“ Sowjet-Russlands. Sie zeigen jeweils eine Person als weißlich-monochromer statuenhafter Schemen, der erst durch seine farbigen Attribute als Individuum erkennbar werde.

Andachtsraum – Raum der Vielfalt des Glaubens

Nun bewegen wir uns Richtung Ost-Fassade. Auf dem Weg dorthin machen wir noch einen Abstecher in einen Raum: Ich erlebe es immer wieder als spannend wie die Reaktionen der TeilnehmerInnen beim Betreten des Andachtsraumes sind. Der Andachtsraum lässt sich weder mit einer Kirche, Moschee, Synagoge oder einem Tempel vergleichen. Die künstlerische räumliche Gestaltung intendiert eine Oase für Ruhe und Besinnung zu sein. Der große Unterschied zum restlichen Reichstagsgebäude ist, dass diese Räumlichkeit nicht besonders transparent ist, weil kaum Licht einfällt, da es kein Fenster gibt. In den rund 20 Sitzungswochen, welche der Bundestag jedes Jahr hat, besteht die Möglichkeit, dass man einer Andacht teilnimmt, welche von Abgeordneten organisiert werden und ohne jegliche PastorIn oder Pfarrer stattfinden. Einer der wichtigsten Ansprüche, welche der Raum an sich stellt, ist, dass der Raum die Türen offen hat für alle Glaubensrichtungen. Das ist auch der Grund dafür, warum sich in dem Raum, außer einem Kreuz aus Holz, welches sich auch jederzeit abbauen lässt, keine christlichen Symbole in den Raum finden lassen. Der Raum ist von Günther Uecker designt worden. Im ganzem Raum verteilt lassen sich fünf Leinwände erkenne, welche jeweils mit Sand, Holz, Nägeln und größeren Metallstücken versehen worden sind. Diese Gestaltung symbolisiert Ueckers Verhältnis zu Religion und Glaube.

Die Graffiti der sowjetischen Soldaten

Jetzt begeben wir uns in Richtung des Aufzugs, währenddessen begegnen uns an den Wänden kyrillische Buchstaben. Woher kommt das? In der Zeit des nationalsozialistischen Herrschaftsregimes blieb das Reichstagsgebäude weitgehend ungenutzt. Allerdings weist die Sowjetunion dem Gebäude als Symbol für den Beginn der nationalsozialistischen Diktatur eine entscheidende Rolle zu. Der Kampf um den Reichstag begann am 29. April 1945, schlussendlich ist es dann am 2. Mai 1945 erobert worden. In den darauffolgenden Tagen hinterließen viele sowjetische Soldaten ihre Namen mit einer dazugehörigen Botschaft über ihren Siegeszug. Nicht alle, aber viele sind erhalten geblieben und lassen sich heute als zeitgeschichtliches Zeugnis begutachten.

Bestandsbibliothek

Anschließend ging es zur Bestandsbibliothek des Bundestags. Sie ist in einem Zimmer im Nordflügel untergebracht, wo ein guter Blick auf Spree und das Paul-Löbe Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (wo sich übrigens die richtige Parlamentsbibliothek befindet) möglich ist.

Kunstwerk: „Der Bevölkerung“ im Innenhof

Von oben lässt sich das Kunstprojekt „Der Bevölkerung“ des Künstlers Hans Haacke aus dem Jahr 2000 am besten begutachten. In einer sieben Meter breiten und 21 Meter langen von Holzbohlen umrandeten Fläche ließ Haacke in Neonlichtbuchstaben die Inschrift „Der Bevölkerung“ installieren. Ich habe vor kurzem in meinem Wahlkreisbüro mein zehnjähriges Bundestagsmandat mit vielen BürgerInnen gefeiert. Als besondere Aktion durfte jeder Erde aus meinem Bezirk Tempelhof-Schöneberg mitbringen, welche in einem Sack kamen. Am Ende der Veranstaltung war der Sack sehr reich mit Erde aus den Lieblingsorten der Tempelhof-Schöneberger gefüllt. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an alle! Diese Erde wird im Frühjahr nächsten Jahres, diesem Kunstwerk hinzugegeben, wozu ich alle TeilnehmerInnen meines Dienstjubiläums nochmal einladen werde!

Archiv der deutschen Abgeordneten

Im Untergeschoss des Reichstagsgebäudes befindet sich das „Archiv der deutschen Abgeordneten des französischen Künstlers Christian Boltanski. Rund 5000 Metallkisten sind mit den Namen der Abgeordneten beschrieben, welche von 1919 bis zur Einweihung des neugestalteten Reichstagsgebäudes demokratisch gewählt worden sind.

Während des Rundgangs gab es noch sehr viel mehr zu entdecken und zu bestaunen, allerdings würde dies den zeitlichen Rahmen sprechen, wenn ich Ihnen alles detailliert weiter beschreiben würde.

Gespräch im Fraktionssaal und Kuppelbesuch

Am Ende ging es noch auf die Fraktionsebene. Dort wurde ein gemeinsames Gruppenfoto gemacht und anschließend ging es für ein Gespräch mit Allen in den SPD-Fraktionssaal. Es gab ein großes Interesse an meiner Arbeit und ich habe sehr gerne allen einen Einblick in meine Arbeit gegeben und viele Zusammenhänge erklärt.

Nach 2 Jahren Koalition hat sich in der Pflege viel verändert und wir arbeiten weiter an der Umsetzung des neuen Pflegestärkungsgesetz II. Ein weiteres großes Projekt ist das Krankenhausstrukturgesetz, welches wir in der SPD-Bundestagsfraktion weiter vorantreiben wollen. Ein Anliegen, welches uns aktuell sehr beschäftigt, ist eine gute medizinische Versorgung von Flüchtlingen. Dafür braucht es eine starke SPD-Fraktion, die sich für eine gerechte, faire und bezahlbare Gesundheitsversorgung für alle einsetzt.

Zu guter Letzt ging es auf die Kuppel. Dort konnte der tolle Ausblick mit der beeindruckenden umliegenden Kulisse bei einem schönen Kaffee genossen werden.

Ich bedanke mich herzlich beim Besucherdienst des Deutschen Bundestages. Die Kunst- und Architekturführungen werden nie langweilig und jedes Mal gibt es etwas Neues zu erfahren und zu entdecken. Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei allen TeilnehmerInnen für ihr Interesse an der Kunst- und Architektur im Bundestag sowie meiner politischen Arbeit. Ich hatte das Gefühl, dass es ein sehr bereichernder Vormittag für alle, mich eingeschlossen, war!