Hauptmenü

Mehr Anerkennung und Respekt für die Pflege

Sommerfrühstück zum Thema Pflege am 10. Juli 2015

Auf meiner Sommerfrühstücksreihe „Auf ein Wort Frau Rawert“ suche ich den Austausch mit Einrichtungen, Trägern, Vereinen und Initiativen. Ich möchte wissen, welche politischen Aufträge mir die AkteurInnen für meine parlamentarische Arbeit im Bundestag mit auf den Weg geben. Am 10. Juli hatte ich VertreterInnen aus dem Tempelhof-Schöneberger Pflegebereich in die AWO-Spukvilla in Tempelhof eingeladen. Insbesondere interessierte mich, welche Erfahrungen sie mit der Umsetzung des Pflegestärkungsgesetz 1 gemacht haben und wo ihnen bei uns im Bezirk der Schuh drückt.

Natürlich haben wir über den Pflegestreik an der Charité und über das Instrument der Mindestpersonalbemessung für Pflegefachkräfte diskutiert. Marianne Kellner von der ver.di-Seniorengruppe informierte von der ver.di-Alterssicherungskonferenz. Hier wurden insbesondere die schlechte Bezahlung und der zu kurze Verbleib im Pflegeberuf thematisiert. Pflegekräfte brauchen mehr Anerkennung und mehr Respekt für die harte Arbeit, die sie in unser aller Interesse tagtäglich leisten.



Das Pflegestärkungsgesetz wirkt

Die VertreterInnen waren sich einig, dass durch das Pflegestärkungsgesetz 1 eine Reihe von überfälligen Verbesserungen auf den Weg gebracht wurde. Gelobt wurden zum Beispiel die niedrigschwelligen Betreuungs- und Entlastungsangebote, die in der Praxis gut in Anspruch genommen werden und helfen, die Situation der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen konkret zu verbessern. Im Monat können dafür 104 Euro von der Pflegekasse erstattet werden. Positiv bewertet wurden auch die Erhöhung der Zuschüsse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen von 2.557 Euro auf bis zu 4.000 Euro pro Maßnahme.

Problematisiert wurde aber, dass die Wohngruppenzuschläge, die für ambulant betreute Pflege-Wohngruppe gezahlt werden, zwar erhöht wurden, in der Praxis aber mit den Hilfen zur Pflege verrechnet werden.



Pflegeinfrastruktur in Tempelhof-Schöneberg verbessern

Eine gute Zusammenarbeit und Kooperation zwischen den Trägern wird durch den Geriatrisch-Gerontopsychiatrischen Verbund Schöneberg und den Gerontopsychiatrisch-Geriatrischen Verbund Tempelhof geleistet. Der Verbund ist ein Zusammenschluss von Einrichtungen im Bezirk, die in der Versorgung und Beratung älterer Menschen tätig sind. Ziele und Aufgaben sind unter anderem die Unterstützung von psychisch und körperlich erkrankten alten Menschen, ist die Benennung bezirklicher Versorgungslücken und ihre Schließung sowie die Sicherstellung einer Behandlungskontinuität der PatientInnen durch eine gute Abstimmung untereinander. Pflegende Angehörige finden im Verbund, in dem Einrichtungen der Beratung und der ambulanten, teil- und vollstationären Versorgung von gerontopsychiatrisch und / oder geriatrisch erkrankten Menschen sich organisiert haben, Beratung und Unterstützung.

Diese Kooperation ist insbesondere bei der Bewilligung der Hilfen zur Pflege zwischen Trägern und Bezirksamt erforderlich.

Ein großes Thema ist eine gute, unabhängige und neutrale Beratung und Information für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige. Dies leisten die beiden Pflegestützpunkte bei uns im Bezirk. Angesichts des wachsenden Beratungsbedarfes wäre ein weiterer Pflegestützpunkt oder aber der Ausbau dieser beiden hilfreich.

Noch immer ist es eine große Herausforderung, dass viele Menschen die Leistungen, die ihnen durch die Pflegeversicherung zustehen, gar nicht kennen.



Neues Generationenbad in Mariendorf

Stolz berichtete der Geschäftsführer der Deutschen Rheumaliga Berlin e.V., Gerd Rosinsky, vom Spatenstich für das neue Bewegungsbad. In der Deutschen Rheumaliga Berlin e.V. sind 11.000 Mitglieder organisiert. In Berlin leben 60.000 Menschen, die an rheumatischen Leiden erkrankt sind. Für diese gibt es zu wenige internistische RheumatologInnen, erklärte Gerd Rosinsky.

Konkreter Bedarf besteht an Badeeinrichtungen. Bäder sind wichtig für die Bewegungstherapie von Rheumaerkrankten. Hier wirkt es sich negativ aus, dass in den letzten Jahren immer mehr Bäder geschlossen wurden. Am 17. Juli 2015 fand der Spatenstich für neues Bewegungsbad statt. Der Neubau entsteht auf einem Baugrundstück am Mariendorfer Damm 161a mit Zugang zur Reißeckstraße 6 (beide 12107 Berlin). Konzipiert ist das „Generationenbad“ als Aqua-Thermal-Kryo-Center mit Warmwasserbecken, Infrarot- und Kältekabinen. Die LOTTO-Stiftung Berlin stellt 1.680.000 Euro als erste Rate für die Finanzierung des „Generationenbades“ zur Verfügung.

Probleme gibt es bei der Pflege von Rheumakranken im ambulanten Bereich, denn rheumatische Beschwerden treten in der Regel schubweise auf. Viel zu häufig wirkt sich dieser Sachverhalt bei der Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) als schwierig für die Menschen aus.

Die Rheumaliga setzt auf eine Kooperation mit Pflegeeinrichtungen, die rheumatologische Behandlung als Markenzeichen etablieren wollen.

Mein Fazit des Sommerfrühstücks : Der Austausch mit den Fachleuten, PraktikerInnen und bezirklichen AkteurInnen ist wichtig, um zu sehen, wie sich Gesetze in der Praxis auswirken und wo vor Ort im Bezirk Handlungsbedarf herrscht. Die Pflege braucht mehr gesellschaftliche Anerkennung - darin sind sich alle einig.               

 

 

AnhangGröße
Impulspapier Pflege Trends und Herausforderungen in der Pflege.pdf496.93 KB