In der Nacht vom 26. auf den 27. April 1945 wurde Tempelhof von der Nazidiktatur durch die Rote Armee befreit, wurden die verbliebenen ZwangsarbeiterInnen befreit.
Zum Jahrestag der Befreiung des Flughafens, 70 Jahre danach, fand am 26. April 2015 in der Alten Zollgarage im Flughafen Tempelhof eine öffentliche Gedenkveranstaltung mit rund 50 TeilnehmerInnen statt. Nach der Begrüßung durch Beate Winzer, Förderverein für ein Gedenken an die Naziverbrechen auf dem Tempelhofer Flugfeld e.V., dem Grußwort von Mechthild Rawert (SPD), Tempelhof-Schöneberger Bundestagsabgeordnete, stellvertretend gehalten von Gudrun Blankenburg , erläuterte der Historiker Dmitri Stratiewsky den historischen Kontext des Kampfes um Berlin und die Befreiung von Tempelhof. Anrührend die musikalischen Einlagen mit Liedern aus den Ländern der ZwangsarbeiterInnen.
Berührend auch die ZeitzeugInnenberichte von Menschen vor, die bis zur Befreiung im Flughafen bzw. in den Lagern um den Flughafen arbeiteten: Elena S. kommt aus der Ukraine, sie wurde mit dem ganzen Dorf nach Berlin-Tempelhof verschleppt. Ihre Mutter arbeitete im Flughafen, Elena und ihre Schwester arbeiteten in Lichtenrader Haushalten. Elena war etwa 12 Jahre alt. Sie wurden in Berlin befreit. Maria K. kam mit ihrer dienstverpflichteten Mutter in das Lager auf dem Flughafen Tempelhof. Leonard C. wurde nach dem Warschauer Aufstand mit seiner Familie nach Tempelhof deportiert. Die Familie arbeitete im Flughafen und war in Köpenick untergebracht. Die Befreiung erlebten sie im Flughafen.
Grußwort zum 70. Jahrestag der Befreiung des Flughafens Tempelhof
Gudrun Blankenburg, ehemalige Sprecherin für Kulturpolitik der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung für Tempelhof-Schöneberg, Autorin und Stadtführerin, hielt stellvertretend für Mechthild Rawert (SPD), Tempelhof-Schöneberger Bundestagabgeordnete und aktive Unterstützerin des Förderverein „THF 33-45“ M, ein Grußwort. Sie erinnerte daran, dass für Berlin die Kapitulation, die Befreiung vom Faschismus und der NS-Zwangsarbeit bereits am 2. Mai erfolgte. Mehr als 20 Millionen Menschen wurden in Deutschland und den besetzten Ländern in unzähligen Betrieben, auf Baustellen und Bauernhöfen als ZwangsarbeiterInnen, so genannte FremdarbeiterInnen, als Kriegsgefangene oder KZ-Häftlinge zur Arbeit gezwungen - so auch in den Flugzeugfabriken im Flughafen Tempelhof. Dazu wurden sie zuvor gewaltsam aus ihrer Heimat verschleppt. Mit der Besetzung des Flughafens Tempelhof in der Nacht zum 27. April 1945 endete die Ausbeutung der Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter - oftmals aber nicht ihr Leid. Nach der Befreiung hatten sie nichts. Keine Identität, kein Essen, kein Wasser, keine Unterkunft. Sie reihten sich ein in den gewaltigen Zug der Heimatlosen, die im Mai 1945 durch Berlin zogen: die Flüchtlinge, die Ausgebombten, die Waisen, die Kriegskrüppel. Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter gehörten nach dem Krieg schnell zu den vergessenen Opfern. Jahrzehntelang erhielten sie keine Entschädigung - weder vom Staat noch von den Unternehmen, die von ihrer Arbeit profitiert hatten.
Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg zeichnet sich aus durch eine sehr lebendige Gedenk- und Erinnerungskultur. Ein Schwerpunkt dabei ist auch die Geschichte auf und um das Tempelhofer Feld. Dem Förderverein für ein Gedenken an die Naziverbrechen auf dem Tempelhofer Flugfeld e.V. danke ich für den unermüdlichen Einsatz und Kampf gegen Faschismus.
Kranzniederlegung an der Gedenktafel
Seit Juni vergangenen Jahres erinnert eine Gedenktafel am Hauptgebäude des Flughafens Tempelhof an die KZ-Häftlinge und ZwangsarbeiterInnen während der Zeit des Nationalsozialismus. Auf dem Gelände befand sich von 1934 bis 1936 ein KZ, während des Zweiten Weltkriegs schufteten ZwangsarbeiterInnen in der Flugzeugfertigung. Der 2010 gegründete Förderverein „THF 33-45“, Verein für ein Gedenken an die Naziverbrechen auf dem Tempelhofer Flugfeld, setzt sich für eine Gedenkstätte auf dem Tempelhofer Feld ein.
Vor 70 Jahren wurde der Flughafen Tempelhof von der Roten Armee befreit. Die Schlacht um Berlin dauerte vom 16. April bis zum 2. Mai 1945. Sie begann mit dem Kampf um die Seelower Höhen entlang der Oder, bei denen sich Wehrmacht, Waffen SS und Volkssturm verschanzt hatten. Am 21. April rückte die Rote Armee in Mahlsdorf/ Blankenfelde ein und eroberte im Häuserkampf Bezirk für Bezirk. In der Nacht zum 27.April erreichten die ukrainische und polnische Front den Flughafen Tempelhof.
Im Flughafen fanden die Soldaten Tausende ZwangsarbeiterInnen vor, wie überall in Berlin. Zwischen 1940 und 1945 waren mindestens 6.000 Frauen und Männer, unter ihnen Kinder und Jugendliche, aus 17 verschiedenen von den Nazis besetzten Ländern Europas in den Baracken auf dem Tempelhofer Feld untergebracht. Bis zum Schluss mussten sie für die deutsche Luftfahrtindustrie und die Luftwaffe in den Flugzeugfabriken im Flughafen Tempelhof arbeiten. Bis die Kämpfe beendet waren, verloren Zehntausende Zivilisten ihr Leben. Die verschleppten Menschen waren noch nicht in Sicherheit.
70 Jahre Frieden in Berlin
In den Morgenstunden des 2. Mai kapitulierte General Helmuth Weidling im Divisionsgefechtsstand General Tschuikows in einem Gebäude am Schulenburgring 2 in Berlin-Tempelhof. Über den Ruinen der Stadt wurde am 2. Mai auf dem Brandenburger Tor neben der sowjetischen auch die weiß-rote Flagge Polens gehisst. Am 7.Mai 1945 unterzeichneten Alfred Jodl in Reims und General Keitel in Berlin-Karlshorst am 8.Mai (9.Mai Moskauer Zeit) die bedingungslose Kapitulation. Nach sechs Jahren war damit der 2.Weltkrieg in Europa beendet.
Am 2. Mai 2015 jährt sich der Tag des Friedens in Berlin zum 70sten Male. Die Vorbereitungsgruppe der Hausgemeinschaft hat aus diesem Anlass für das Wochenende 2./3. Mai einige Veranstaltungen vorbereitet. Details sind dem angefertigten Flyer zu entnehmen. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind dazu herzlich eingeladen. Anmeldungen - ausgenommen für das Straßenkonzert vor dem Haus am 2. Mai um 15.00 Uhr - sind erwünscht unter Joachim.Dillinger@web.de oder Tel. 785 77 39