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Gelungene Kooperationen: Eröffnung des Café Haberland am Bayerischen Platz

Eine ungewöhnliche Zusammenarbeit führt zu einem tollen Erfolg: Mit der Eröffnung des Café Haberland am 19. September 2014 hat das Quartier Bayerischer Platz einen hervorragenden Treffpunkt gewonnen. Gleichzeitig ermöglicht dieser Ort der Begegnung allen Interessierten, sich der jüdischen Geschichte des Bayerischen Viertels zu nähern. 

Wer jetzt den U-Bahnhof Bayerischer Platz nutzt oder den Bayerischen Platz besucht, stellt gleich fest, dass alles viel attraktiver geworden ist. Das neue U-Bahnhofsgebäude am Bayerischen Platz ist ein wunderschöner auf rund 400 Quadratmeter Fläche erweiterter Bau geworden, nun mit zwei Eingängen Richtung Innsbrucker Straße und Bayerischer Platz. Durch die Aufstockung des U-Bahn-Eingangsgebäudes konnte das Café Haberland mit seiner großen Dachterrasse hier seinen Platz finden. Es ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet und barrierefrei erreichbar. Ein Aufzug kommt allerdings erst 2016. Beeindruckend finde ich die weithin sichtbare historische Kiezkarte als Glasmalerei an der Südseite des Pavillons. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) investierten in den Umbau 2,2 Millionen Euro. 

Wie es sich die Mitglieder des Vereins Quartier Bayerischer Platz gewünscht haben, ist etwas Besonderes entstanden: ein lebendiger Treffpunkt und ein historischer Ausstellungs- und Informationsort. Mitglieder des Quartiervereins wollen außerdem jährlich zehn weitere Kulturveranstaltungen im Café organisieren. Mit diesem Begegnungsort will der Verein den Kiez beleben, seine Attraktivität erhöhen, die Gewerbetreibenden stärken und damit die Lebensqualität für die Anwohnenden erhalten und verbessern.

"Kein Land wie Deutschland, keine Stadt wie Berlin und keinen Bezirk wie Schöneberg"

Zur Einweihung des "Café Haberland" und dessen Ausstellung über das jüdische Leben im Quartier sind auch Nachfahren von Salomon Haberland aus Schweden, wohin die Familie Haberland während der Nazizeit emigrierte, angereist. Renate Gynnerstedt, 84jährige Urenkelin, erzählte, wie glücklich ihre Mutter Edith Hermanns in den Neunzigerjahren war, als die Haberlandstraße - oder zumindest ein Teil von ihr - nach der Umbenennung durch die Nazis vom Bezirk rückbenannt wurde. Und dass aus Deutschland, dem Land des Schreckens, ein Land als Vorbild geworden sei. Es gebe in dieser Hinsicht "kein Land wie Deutschland, keine Stadt wie Berlin und keinen Bezirk wie Schöneberg". Ihr Bruder Ralf Hermanns, 81, gab einen meines Erachtens bemerkenswerten Hinweis: "Hier treffen sich die U-Bahn-Linien, hier sollen sich auch Menschen aller Religionen treffen." 

Das Besondere am Themencafe „Café Haberland“

Das multimediale Themencafé wurde nach dem Gründer des Bayerischen Viertels benannt. Salomon Haberland, ein jüdischer Textilfabrikant, bebaute das Bayrische Viertel ab 1900. 1910 ließ er den U-Bahnhof Bayrischer Platz anlegen. Das Themencafé erzählt die Geschichte des Quartiers und seiner prominenten BewohnerInnen. 

Ulrich Höfeler, Vorstandsvorsitzender des Vereins Quartier Bayerischer Platz, und Dr. Annette Fugmann-Heesing, Schirmherrin des Projekts, machten ebenso wie die Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler deutlich, dass das Café Haberland ein „Ort des Gedenkens und der Begegnung“, ein Anlaufpunkt für in- und ausländische Besucherinnen das Bayerisches Viertels werden soll. Hier liegen Informationen zur Geschichte des jüdischen Viertels und zum Leben jüdischer NachbarInnen sowie zur Stadt- und Baugeschichte vor, erfahren Gäste Wesentliches zum Quartier mit seinen Ausstellungen, Gedenk- und Erinnerungsorten. 

Monica Geyler-Bernus vom Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart erläuterte bei der Eröffnungsveranstaltung die dahinterstehende Konzeption, um Ausstellung und Kaffeehausatmosphäre zu vereinen. Die Leitfrage war „Was tun die Menschen heute im Café?“. Viele lesen immer noch Zeitung - Printkrise hin und her. Statt Tageszeitungen laden im "Café Haberland" nun wie Zeitungen aufgezogene Geschichtsmagazine zur Lektüre. Es sei in Zeiten des Smartphones auch keineswegs unüblich mit Kopfhörern im Café zu sitzen. BesucherInnen können deshalb nun an acht Medien- und vier Hörstationen in deutscher und englischer Sprache mehr über das hiesige jüdische Leben aber auch über Musik zum Kiez, von den Schöneberger Sängerknaben bis David Bowie, der kurze Zeit im Bayerischen Viertel wohnte, erfahren. Ebenfalls vorhanden sind Filme (auch in deutscher Gebärdensprache), Musik, Literatur, Reden, Reportagen und Lebenszeugnisse aus dieser Zeit.

Nun liegt es bei Ihnen: Schauen Sie einfach mal rein, genießen Sie die Atmosphäre.