Hauptmenü

Europäischer Tag gegen Menschenhandel – Unsere Stimme gegen Sklaverei

Selina Rose, Studienpraktikantin im Büro Mechthild Rawert

Auf der ganzen Welt sind etwa 45,8 Millionen Menschen in 167 Ländern unfrei - und das obwohl Sklaverei weltweit überall verboten ist. Sie sind nicht nur von Sklaverei, sondern auch von Menschenhandel betroffen und leben in ständiger Angst vor Gewalt, Unterdrückung und Freiheitsberaubung.

Um ein Zeichen dagegen zu setzen, ruft die Menschenrechtsorganisation International Justice Mission (IJM) Deutschland am 18. Oktober 2016  - dem Europäischen Tag gegen Menschenhandel - zur Kampagne #unfrei auf. Die IJM agiert weltweit und widmet sich Opfern schwerer Menschenrechtsverletzungen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dabei befreien sie jährlich Tausende Betroffene aus der Sklaverei und setzen sich dafür ein, dass die TäterInnen entsprechend strafrechtlich verfolgt werden.

Was bedeutet es unfrei zu sein?

Aber was bedeutet es eigentlich unfrei zu sein? Und wie kann es dazu kommen, dass Menschen unfrei werden?

Es gibt in der heutigen Zeit verschiedene Formen, die alle der Sklaverei zugeordnet werden können. Dazu gehören unter anderem Zwangsarbeit, Leibeigenschaft, politische Gefangenschaft, wirtschaftliche Ausbeutung, Zwangsprostitution, Kinderarbeit und die Rekrutierung von Kindersoldaten.

Vor allem kann Rechtlosigkeit unfrei machen, denn Sklaverei betrifft vorwiegend arme Menschen. Durch die korrupten und dysfunktionalen Rechtssysteme ihrer Staaten werden sie dort nicht hinreichend vor Unrecht geschützt. Dabei ist es gerade für arme Menschen von hoher Bedeutung, dass sie vom Rechtssystem aufgefangen werden. Sie haben keine Chancen, sich in einem ungerechten System durchzusetzen. Genau das nutzen die TäterInnen aus. Trotz der eigentlich vorhandenen Gesetze haben die TäterInnen kaum oder gar keine strafrechtlichen Konsequenzen zu fürchten.

Kinderarbeit

Eine besonders häufige und schreckliche Form der modernen Sklaverei ist die Kinderarbeit. Nach Schätzungen von UNICEF gibt es weltweit etwa 190 Millionen Kinder, die arbeiten müssen, viele von Ihnen als SklavInnen. Sie werden vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern gezwungen, in Bordellen, auf Plantagen oder als Bettler und HaushaltsklavInnen zu arbeiten. Die schwere Arbeit und verübten Misshandlungen verursachen bei den Kindern meist bleibende Schäden in psychischer und physischer Hinsicht. Ursache für Kinderarbeit ist meist ein Teufelskreis aus schlechten Sozialsystemen, fehlender Bildung, sowie Armut und Ausbeutung. Dabei ist das Geschäft mit den KinderarbeiterInnen für ArbeitgeberInnen sehr lukrativ: Die Kinder sind nicht fähig sich zu wehren und sind weitaus billiger als erwachsene ArbeiterInnen.

Oft geht es für die Familien, die ihre Kinder arbeiten lassen, um das nackte Überleben. Sie stehen in einer Schuldknechtschaft zu ihren ArbeitgeberInnen, die ihnen hohe Summen an Geld leihen, die sie von ihrem Hungerlohn aber niemals mit den angefallenen Zinsen zurückzahlen können. Deshalb müssen die Kinder oft auch für die Schulden ihrer Eltern arbeiten.

Außerdem sind besonders häufig Mädchen von Kinderarbeit gefährdet, da sie in vielen Ländern der Welt gegenüber Jungen verstärkt unterdrückt werden. Oftmals werden sie in die Zwangsprostitution gedrängt.

Rekrutierung von KindersoldatInnen

Eine andere Form der Kinderarbeit stellen die KindersoldatInnen dar. Laut terre des hommes sind weltweit in mindestens 20 Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas ca. 250.000 Kinder als SoldatInnen rekrutiert. Die Kinder werden entführt oder ebenfalls mit falschen Versprechen und geringem Sold von bewaffneten Gruppierungen gelockt und daraufhin militärisch gedrillt. Durch Misshandlungen, Drogen oder Geld gefügig gemacht, werden KindersoldatInnen oft an der gefährlichen Kampffront eingesetzt. Dies hat schwerwiegende, langfristige Folgen: Ihr Selbstbewusstsein schwindet, sie stumpfen gegenüber Grausamkeiten und Gewalt ab, werden traumatisiert und tragen schwere seelische Verletzungen davon.

Zwangsprostitution

Die Zwangsprostitution ist größtenteils eine Folge des organisierten Menschenhandels und nicht nur im fernen Asien oder Afrika anzutreffen. Seit dem Ende des „Ostblocks“ werden viele junge Mädchen und Frauen von dort unter falschen Versprechungen von organisierten Banden nach Westeuropa gebracht. Hier werden ihnen die wichtigen Ausweispapiere abgenommen, sie werden vergewaltigt, unter menschenunwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen gehalten und letztendlich als Prostituierte versklavt. Schätzungsweise werden jedes Jahr mehrere Tausend Zwangsprostituierte durch Menschenhändler an Zuhälter in der Europäischen Union verkauft. Die Frauen sind wehrlos und haben ohne Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung keine Möglichkeit ihren Lebensunterhalt anders zu bestreiten.

Wir sind frei und zeigen es!

Wir hingegen leben in Deutschland, in einem der sichersten Länder der Welt, und haben das Glück, unsere Zukunft selber und vor allem frei gestalten zu dürfen. Das können 45,8 Millionen unfreie Menschen auf der Welt leider nicht von sich behaupten.

Es ist wichtig, auch in Deutschland und Europa ein Bewusstsein für das Unrecht der Sklaverei zu schaffen und unsere Gesellschaft zu motivieren, sich aktiv gegen Sklaverei einzusetzen. Denn nur, wenn viele BürgerInnen ihre Stimme gegen Sklaverei erheben, kann auch wirklich etwas dagegen bewirkt werden.

Mit der Kampagne #unfrei gegen den Menschenhandel

Seit 2007 findet der Europäische Tag gegen Menschenhandel jedes Jahr am 18. Oktober statt. Zu diesem Anlass werden überall in der Europäischen Union Veranstaltungen organisiert, so auch in Berlin am Brandenburger Tor.  

Deshalb ist Mechthild Rawert ein Teil der Kampagne #unfrei und zeigt mit ihrem Armband: Ich bin #frei, aber Millionen Menschen auf der Welt sind #unfrei. Lasst uns gemeinsam dagegen vorgehen!