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Bad Muskau: Kämpfen für eine gute pflegerische und gesundheitliche Versorgung

Ich danke meinem Fraktionskollegen Thomas Jurk dafür, dass ich auf der Fraktion vor Ort-Veranstaltung „Für eine gute und menschenwürdige Pflege“ in Bad Muskau sowie beim Besuch im Kreiskrankenhaus Weißwasser die Sorgen und Nöte hinsichtlich einer guten pflegerischen und gesundheitlichen Versorgung in einer ländlichen Region kennenlernen durfte. Thomas Jurk ist Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Landkreis Görlitz. Eine besondere Verpflichtung auch für mich als in der Gesundheitspolitik aktiven „Großstadtpflanze“. Ich freue mich, dass die örtliche Presse anwesend war und anschließend unter der Überschrift „Patient ‚Pflege‘ kränkelt ganz schön“ berichtet hat.

SPD-Bundestagsfraktion vor Ort: “Für eine gute und menschenwürdige Pflege”

Die Fraktion vor Ort-Veranstaltung „Für eine gute und menschenwürdige Pflege“ am 31. März 2015 im Kurhotel Fürst Pückler Park war sehr gut besucht. Viele nutzten die Gelegenheit sowohl ihrem örtlichen Bundestagsabgeordneten Thomas Jurk als auch mir als zuständiger Berichterstatterin für die Soziale Pflegeversicherung der SPD-Bundestagsfraktion „Wunden in der Pflege“ aufzuzeigen. Der alltägliche Druck, der auf den Schultern der professionell in der Pflege Tätigen ist groß.

Gleich zu Beginn verwies Stadtrat Marco Gaebel (SPD) auf die hohe Bedeutung einer wohnortnahen pflegerischen Versorgung, die angesichts unserer immer älter werdenden Gesellschaft noch ansteigen werde. Es gebe in der Region aber nur fünf aktive Pflegeunternehmen.

„Wir wollen hören, wo bei Ihnen der Schuh drückt in der Pflege“

„Der Altersdurchschnitt liegt im Freistaat Sachsen bei 46,4 Jahren“, ergänzte mein Kollege Thomas Jurk. Damit ist Sachsen das Bundesland mit dem höchsten Altersdurchschnitt und gehört zu den Bundesländern mit den meisten Pflegebedürftigen, zurzeit sind es in Sachsen 145.000. Allein im Landkreis Görlitz gibt es rund 13 000 pflegebedürftige Menschen. Pflege sei ein Thema, dem sich die Politik stellen muss. Jurk verwies darauf hin, dass es in Sachsen keine wohnortnahen Pflegestützpunkte gibt. Pflegestützpunkte sind wohnortnahe Beratungsstellen zur Umsetzung des individuellen Rechtsanspruches auf eine kostenlose, träger- und weltanschaulich neutrale unabhängige Pflegeberatung allein im Interesse der versicherten Person und ihrer Angehörigen. Der Freistaat Sachsen hatte sich gegen die Einrichtung von Pflegestützpunkten im Sinne des Pflegeweiterbildungsgesetzes ausgesprochen. Es wurde - allerdings nicht unwidersprochen - die Meinung vertreten, dass in Sachsen mit den PflegeNetzen bereits eine ausreichende Beratungsstruktur existiert.

Einsatz für eine gute und menschenwürdige Pflege

In meiner Präsentation habe ich die bereits vom Deutschen Bundestag 2014 beschlossenen gesetzlichen Regelungen bzw. die noch in Planung befindlichen weiteren Reformen erläutert. Zum Beispiel die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes und eine neue Begutachtungssystematik auf Grundlage neuer Pflegegrade, die die tatsächlichen Aufwände orientiert am Grad der Selbstständigkeit der pflegebedürftigen Person besser widerspiegeln.

Der Schuh in dieser ländlichen Region drückt!

Die bereits beschlossenen und auch die geplanten Reformen in der Pflege wurden in der Diskussion begrüßt. Darüber hinaus wurden viele Probleme benannt:

  • der Fachärztemangel
  • die fehlenden unabhängigen Beratungsmöglichkeiten
  • das Ausstellen von Privatrezepten, mit denen im Ausland Medikamente gekauft würden
  • die zu hohe Belastung der MitarbeiterInnen, die wiederum zu krankheitsbedingten Fehltagen führe - ein Kreislauf, der dazu führe, dass viele die Branche nach einigen Jahren verlassen
  • die Netto-Arbeitszeitberechnung in den Einrichtungen, die Tatsache, dass MitarbeiterInnen aus freien Wochenenden oft zurückgeholt würden, was zu einer Nichtplanbarkeit des privaten Lebens führe
  • die Pflegedokumentation
  • der stete Kampf um Hilfsmittel, insbesondere für Inkontinenzmittel
  • der Fachkräftemangel.

„Wenn ich nicht mit Leidenschaft dabei wäre, hätte ich längst das Handtuch geschmissen“, so die Leiterin einer Pflegeeinrichtung. Hinsichtlich der Pflegedokumentation ist einiges auf dem Wege: Dokumentiert werden soll in Zukunft das, was anders als die Routine ist.

Beklagt wird, dass die pflegerischen Aufgaben bei der Kostenberechnung nicht ausreichend beschrieben seien und dadurch im Alltag Probleme entstehen.

Gewünscht werden:

  • PflegedienstleiterInnen sollten Medikamente ausgeben dürfen und nicht jedes Mal mit der pflegebedürftigen Person eine ÄrztIn, die teilweise 50 km entfernt sei, aufsuchen müssen,
  • Regelungen zur Kostenübernahme für den Transport - darauf wird sowohl von stationären als auch von ambulanten Pflegeeinrichtungen eindringlich
  • mehr Delegation und Substitution,
  • Bestrebungen, die Attraktivität der Pflegeberufe zu steigern.

Der Weißwasseraner Hausarzt Dr. Karl-Heinz Dreier lobte das deutsche Gesundheitssystem, kritisierte aber den hohen Verwaltungsaufwand. Er beklagte, dass alle Ärzte, die er kenne, über den Durchschnitt PatientInnen zu betreuen hätten.

Besuch des Kreiskrankenhauses Weißwasser

Zusammen mit meinem Kollegen Thomas Jurk und mit Andreas Porges, Inhaber des örtlichen Pflegedienstes „Sonne im Herzen“,  habe ich das Kreiskrankenhaus Weisswasser besucht. Dabei konnte ich mit der Verwaltungsleiterin Kristin Bartke, dem Pflegedienstleiter Mathias Krause und dem ehemaligen Görlitzer Amtsarzt Dr. Bernhard Wachtarz sprechen. Anwesend war auch der Landtagsabgeordnete Thomas Baum (SPD).

„Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt“, so das Leitbild des Kreiskrankenhauses. Generelle Probleme sind auch hier die Rekrutierung des Personals. Viele junge Menschen verlassen die Region.

„Wir haben hier viele multimorbide PatientInnen“, so Mathias Krause. Damit ergebe sich eine besondere Verantwortung für das Entlassmanagement. Obwohl es bei planbaren Operationen eine „Vor-Sprechstunde“ gäbe, in der auch der pflegerische Nachbetreuungsbedarf thematisiert würde, tauchten hier immer wieder Probleme auf. Das gilt vor allem für die Frage der Kostenübernahme.

 

  • Für pflegerische Notsituationen wird die Einführung eines pflegerischen Bereitschaftsdienstes, vergleichbar dem ärztlichen Bereitschaftsdienst, gefordert.
  • Aufgrund der Altersstruktur versterben immer mehr Menschen im Krankenhaus. Notwendig sei ein „palliativer Zuschlag“.
  • Mit den Sozialversicherungsträgern seien Regelungen für die Transporte Häuslichkeit - ÄrztIn - Krankenhaus - Pflegeeinrichtungen zu finden.

 

Kennengelernt habe ich sehr engagierte Menschen, die sich für die Gesundheit und Pflege in ihrer Region einsetzen. Danke für die Begegnungen und Gespräche.

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Präsentation Mechthild Rawert.pdf570.54 KB