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Seniorenfachtag in Spandau: Aktuelle und zukünftige Herausforderungen für die Pflege

Wir beginnen darauf zu vertrauen, dass in dieser Legislaturperiode tatsächlich Verbesserungen für die Pflegebedürftigen, ihre Angehörigen als auch für die Beschäftigten in der Pflege umgesetzt werden“, so eine Heimleiterin in Spandau. Dieses wachsende Vertrauen in die Ernsthaftigkeit der politischen Bearbeitung im weiten Feld der Pflege freut mich als zuständige Berichterstatterin für Pflege natürlich sehr. Es ist zugleich auch Ansporn und Verpflichtung.

Der Einladung der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Spandau e.V. und der SPD Spandau ins Herbert-Kleusberg-Haus, einer AWO-Tagespflegeeinrichtung, zum SeniorInnenfachtag am 19. November 2014 bin ich sehr gerne gefolgt.

Susanne Pape, SPD-Vorstand Wilhelmsstadt, und Detlef Schuster, Spandauer AWO-Kreisvorsitzender, begrüßten die Anwesenden im Herbert-Kleusberg-Haus. Dieses wurde in Trägerschaft der AWO Spandau neu gebaut und vor 2 Jahren eröffnet. Die AWO-Tagespflegeeinrichtung bietet Platz für 24 Menschen und 19 Menschen können in der Senioreneinrichtung wohnen. Das wirklich Besondere ist die umgesetzte bauliche Barrierefreiheit, „die allerdings auch wirklich kostet“. Die Miete wurde hier so berechnet, dass auch Menschen mit Grundsicherung das Wohnen hier erlauben können. Dafür wurde seitens der AWO auf Einnahmen verzichtet, „aber diese Entscheidung ist auch eine gute Investition“.

In meinem Input „Schritte zu einer besseren Pflege“ habe ich das bereits beschlossene Pflegestärkungsgesetz 1 sowie die weiteren Vorhaben Pflegestärkungsgesetz 2, Pflegezeitgesetz, Pflegeberufegesetz, Pflege-TÜV dieser Legislatur vorgestellt. Anschließend kam es zu einer regen Diskussion. Vielen ist bewusst, dass trotz des Leitsatzes „ambulant vor stationär“ die Existenz stationärer Einrichtungen notwendig ist. Deshalb herrscht auch eine Besorgnis vor, dass stationäre Einrichtungen in den Medien und in der Öffentlichkeit immer nur mit Skandalen und schlechter Versorgung in Verbindung gebracht würden. Diese „allgemeine Schimpfe“ treffe auf die Spandauer Einrichtungen nicht zu. Begrüßt wird die zunehmende Gleichstellung der Anlässe für eine Pflegebedürftigkeit unabhängig davon, ob es sich um körperliche, psychische oder kognitive Einschränkungen handelt. Verwiesen wird auf existierende Gerechtigkeitslücken: dass junge Menschen für eine Ausbildung in der Altenpflege Schulgeld zahlen müssen, dass einige Ansprüche auf Seiten der Beschäftigten zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf nicht gegenüber Arbeitgebern mit in der Regel 15 oder weniger Beschäftigten gilt.

Pflegepolitische Wünsche an die Politik

Profunde stellte Bärbel Pasche, Beisitzerin für Pflege im AWO-Kreisverband Spandau, die Situation der Pflege in Spandau dar. Verwiesen wurde auf Tatsachen, die Herausforderungen für die zukünftige Versorgung darstellen:

  • Demografischer Wandel mit Zunahme der Anzahl der Pflegebedürftigen bei gleichzeitig immer weniger jungen Menschen, die sich für Pflegeberufe interessieren
  • nicht passgenaue Ausbildung für Pflegeberufe
  • geringe Entlohnung
  • wenig Ansehen des Pflegeberufes
  • familienunfreundliche Arbeitsbedingungen in der Pflege
  • Mangel an Fachkräften.

Erwartet werden Maßnahmen, die Lösungen für eine qualitativ gute Pflege bieten. Von „der Politik“ wird im Hinblick auf eine „gute Pflege“ insbesondere erwartet:

  • das Ende der Ungleichbehandlung in Bezug auf Anerkennung einer Pflegestufe für Menschen mit Demenz
  • die zügige Einführung eines neues Pflegebedürftigkeitsbegriffs und eines neuen Begutachtungsverfahren

AWO Tagespflege Spandau

Annette Seiler, Leiterin der AWO-Tagespflegeeinrichtung, stellte die „AWO Tagespflege Spandau“ vor. Die AWO Tagesspflege bietet pflegebedürftigen Menschen eine Tagesstrukturierung mit guten Angeboten (u.a. Gedächtnistraining, Vorlese-/und Lesegruppen, Sturzprophylaxengymnastik, Gesprächskreise, Singen und Musizieren, Kunsttherapie). Eine Wahrnehmungsförderung findet auch dadurch statt, dass wöchentlich ein Therapiehund kommt. Ziel ist es, die Pflege durch Angehörige oder ambulante Pflegedienste zu unterstützen und zu ergänzen. Es werden Hilfestellung angeboten, die übern den zeitlich begrenzten Einsatz in der ambulanten Pflege hinausgeht und gleichzeitig ein möglichst hohes Maß an Eigenständigkeit in vertrauter Umgebung belässt. Die Tagespflegegäste werden morgens durch den AWO-Fahrdienst abgeholt und nachmittags wieder in ihre Wohnung zurück gebracht.

Ich hatte Freude am regen und fachkundigen Austausch und möchte mich dafür herzlich bedanken.

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Präsentation_Mechthild_Rawert_Pflege_AWO_Spandau.pdf411.14 KB