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DAVID KATO VISION & VOICE AWARD für Sou Sotheavy - Anerkennung für ihren Kampf für die Rechte von LGBTTI-Menschen in Kambodscha

Gestern hatte ich ein sehr beeindruckendes und bewegendes Treffen mit der mittlerweile 75jährigen kambodschanischen Transgender Aktivistin Sou Sotheavy und mit Frank Mugisha, ein Menschenrechtsanwalt aus Uganda. Vielen Dank an Ralph Ehrlich und Ute Hiller von der Berliner AIDS-Hilfe, sowie Jack Beck vom The Global Forum on MSM & HIV, die dieses Treffen möglich gemacht haben.

Sou Southeavy - eine würdige Preisträgerin
Sou Southeavy berichtete von ihren Erfahrungen, wie Mitglieder der LGBTTI-Community in Kambodscha diskriminiert, stigmatisiert und aus der Gesellschaft ausgestoßen werden. Immer wieder leiden sie unter Polizeiwillkür, werden ohne Grund inhaftiert, verlieren ihre Wohnung.

Bewegend schilderte sie ihren unermüdlichen Kampf für bessere Lebensbedingungen für LGBTTI-Menschen, insbesondere für verarmte AIDSkranke. Seit 1999 engagiert sie sich im Cambodian Network for Men Women Development (CMWD). Ihr Netzwerk leistet konkrete Hilfe für diejenigen, die sonst keine Chance auf Hilfe von der Gesellschaft oder vom Staat besitzen.

Mich hat erschüttert zu hören, wie wenig sich ein Staat um die Ärmsten der Armen kümmert, welch geringe Chancen aber ein armer Mensch hat, wenn er bzw. sie an HIV- oder AIDS erkrankt ist: „eine antivirale Behandlung ist was für Reiche, nicht für Arme“. Am stärksten unter HV/AIDS leiden diejenigen, die von ihrer Familie verstoßen seien, und die SexarbeiterInnen. Die meisten Erkrankten sind jünger als 35 Jahre.

Sou Sotheavy selbst hat in ihrem Leben viel Leid und Verfolgung erlebt. Im Phnom Penh der 60 Jahre arbeitete sie als Nachtclubsängerin und Prostituierte, schlug sich ganz alleine durch. Ob ihre Eltern und 15 Geschwister ihre Transsexualität jemals akzeptierten, weiß sie nicht. Denn sie alle wurden während der Terrorjahre von 1975 bis 1979 umgebracht oder starben an Hunger und Erschöpfung. "Das Töten begann am ersten Tag der Roten Khmer in Phnom Penh", erinnert sich Sou Sotheavy.

Sou Sotheavy ist Nebenklägerin im "Fall 2" gegen vier Angeklagte der Roten Khmer, sie ist Opfer einer Verbrechenskategorie geworden, die erst durch die Berliner Menschenrechtsanwältin Silke Studzinsky an die Öffentlichkeit gekommen ist: "Gender Based Crimes" (GBC) oder Verbrechen aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit. Ihr wurden unter den Roten Khmer ihre langen Haare abrasiert, sie durfte keine Kleider mehr tragen und wegen ihrer Transsexualität landete sie dreimal im Gefängnis und in einem Umerziehungslager. Dort wurde sie von den Wärtern mehrfach vergewaltigt. Mit der Zulassung der Nebenklägerin Sou Sotheavy hat das aus internationalen und kambodschanischen Richtern und Staatsanwälten zusammengesetzte Tribunal in der Geschichte internationaler Strafgerichtshöfe juristisches Neuland betreten.

Sou Sotheavy wird für ihr Engagement den ersten DAVID KATO VISION & VOICE AWARD auf der heutigen TEDDY AWARD - Gala erhalten. Dieser Preis gibt ihr große moralische Unterstützung für ihr weiteres Engagement. Sie möchte noch erleben, dass LGBTTI-Menschen in Kambodscha Akzeptanz und Anerkennung erfahren.

Kampf gegen Homophobie in Uganda

Über den Kampf den Queer-Community gegen die Verschärfung der Strafgesetze für Homosexuelle in Uganda berichtete Frank Mugisha. Zunächst war sogar die Todesstrafe für homosexuelle Handlungen vorgesehen. Zur Zeit versuchen er und seine Mitstreiter*innen den ugandischen Präsidenten zu überzeugen, dieses furchtbare Gesetz nicht zu unterzeichnen. Dafür benötigt er internationale Unterstützung und Solidarität.

Zur Zeit werden in Uganda LGTTBI-Menschen verfolgt, inhaftiert und leiden unter Polizeiwillkür. Der Gründer der ugandischen LGBTTI-Bewegung, David Kato, wurde 2011 in seinem Haus in Kampala ermordet. Frank Mugisha war ein enger Freund des Menschenrechtsaktivisten Kato. Als ein absurdes Beispiel der Verfolgung schilderte er den Fall, dass ein Mann inhaftiert wurde, weil er eine DVD der Serie „Sex and the City“ besaß“.

Frank Mugisha ist aktiv als geschäftsführender Direktor von Sexual Minorities Uganda (SMUG), mittlerweile ein Dachverband von 18 Organisationen. Für sein Engagement für die Rechte der LGBTTI-Gemeinschaft gewann er bereits den Robert F. Kennedy Human Rights Award und den Thorolf Rafto Memorial Prize.

Frank Mugisha wird den DAVID KATO VISION & VOICE AWARD an Sou Sotheavy übergeben. Der DAVID KATO VISION & VOICE AWARD wird im Rahmen der TEDDY Gala in Zusammenarbeit mit einem internationalen Komitee aus the Global Forum on MSM & HIV (MSMGF), Sexual Minorities Uganda (SMUG), International Planned Parenthood Federation (IPPF), GIZ - Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Herbert Smith LLP, und ILGA-Europe vergeben.

DAVID KATO VISION & VOICE AWARD
Der Preis erinnert an den ugandischen Menschenrechtsaktivisten David Kato, der 2011 in seinem Haus in Kampala ermordet wurde. David Kato gilt als Gründer der ugandischen LGBTTI-Bewegung. Als Sprecher der Menschenrechtsorganisation Sexual Minorities Uganda (SMUG) setzte er sich unermüdlich und gegen viele Widerstände für die Rechte von homo-, bi-, trans- und intersexuellen Menschen in Afrika ein. Der Film „Call me Kuchu", der Leben und Tod David Katos thematisiert, gewann 2012 den TEDDY AWARD als beste Dokumentation sowie den "CINEMA fairbindet"-Preis des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Mit dem Preis soll fortan jährlich eine Persönlichkeit geehrt werden, die sich im besonderen Maße für mutige Aktivitäten und herausragende Leistung beim Kampf um die Rechte von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und intersexuellen Menschen verdient gemacht hat, insbesondere wenn sie mit einem Umfeld von Ablehnung, Ausgrenzung, Isolierung und Verfolgung konfrontiert ist. Der Preis ist mit 10.000 $ dotiert.