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Kunstführung durch das Jakob-Kaiser-Haus

Das Jakob-Kaiser-Haus ist nicht nur der größte Parlamentsneubau, sondern auch ein Ort moderner Kunst. Um BürgerInnen diesen Kunstschatz näher zu bringen, habe ich am 21. Oktober zu einer Kunstführung durch das Jakob-Kaiser-Haus eingeladen. Aufgrund der Größe des Hauses waren die TeilnehmerInnen unter Leitung einer Kunsthistorikerin allzeit in Bewegung.

Der nach dem CDU-Politiker Jakob Kaiser benannte und 2002 fertiggestellte Parlamentsneubau umfasst drei denkmalgeschützte Gebäude und acht Neubauten zu beiden Seiten der Dorotheenstraße. An der Erstellung dieses Bundestagsgebäudes mit 1745 Räumen haben mehrere Architektenbüros mitgewirkt.

Auf der Grundlage dieser Differenziertheit wurde das Kunst-am-Bau-Konzept erarbeitet. Den KünstlerInnen wurden Räume bzw. Flächen zur freien Gestaltung zugewiesen: Lichtschächte, Fahrstuhlschachtverkleidungen, Verbindungen zwischen den alten und neuen Gebäuden, freie luftige Räume, Decken und vieles mehr. Eine Herausforderung. Entstanden sind Installationen, die auf verschiedene Weise das Spannungsfeld zwischen Kunst und Politik sowie deren Wechselwirkungen ausloten. Einige der Kunst-am-Bau-Projekte laden zum Innehalten und Nachdenken ein; andere provozieren und regen zur Diskussion an. Deutlich wird auf jeden Fall: Kunst kann politisch sein.

Die Kunstführung begann in der Eingangshalle bei der Installation "auf und ab und unterwegs" von Christiane Möbus. Die ursprünglich in Bewegung geplante Installation umfasst vier originale Achterboote in den Farben schwarz, rot, gelb und blau. Versinnbildlich werden soll - bei aller Bewegung - ein fairer Umgang der Abgeordneten untereinander im Deutschen Bundestag als auch in Europa. Der Künstler Jürgen Klauke nimmt mit seinen leuchtend blauen Glasscheiben aus der Reihe „Pro Securitas“ Bezug auf den durchleuchteten Menschen - zumindest hinsichtlich der „gläsernen PolitikerInnen“: nach wie vor ein aktuelles Thema. Das Kunstwerk "Grazienkongress" von Lili Fischer verschönert einen Lichtschacht. Es zeigt mehrere Frauen und Männer, die auf einer Fläche von circa 20x10m über sechs Stockwerke verteilt jeweils in unterschiedlichen Bewegungen zu sehen sind. Zum Ausdruck gebracht werden soll ein wichtiges Element der Demokratie: die Freiheit des Individuums. Astrid Kleins „Leviathan“ ist eine Installation aus Neonröhren, die in auf- und absteigender Linie einem Treppenlauf zu folgen scheinen. Auf den Neonröhren selbst sind Zitate aus dem „Leviathan“ (1651) von Thomas Hobbes zu lesen. In seiner politischen Philosophie hat Hobbes die Notwendigkeit vertraglicher Regelungen zur Begründung und zum Erhalt einer Gemeinschaft dargelegt und sich mit den Voraussetzungen für Frieden und Gerechtigkeit in einer Gesellschaft auseinandergesetzt – ein nicht nur für ParlamentarierInnen bedeutsames Thema. Beeindruckend auch das Kunstwerk „Grundgesetz 49“ von Dani Karavans: Der von ihm gestaltete Außenhof musste aus Sicherheitsgründen gegenüber der Spreepromenade abgeschlossen sein. Dafür hat er meterhohe Glasplatten als Begrenzung gewählt, so dass wenigstens optisch ein hohes Maß an Transparenz gewährleistet ist. Auf jeder dieser Glasplatten ist eines der 19 Grundrechte des Grundgesetzes in der Fassung von 1949 geschrieben. Dies dokumentiert die schwierigen Gründungsjahre der jungen deutschen Demokratie in Bonn.

Kunst und Politik sind keine Gegensätze, sie ergänzen sich, sie mahnen und fordern. Die sich daraus entwickelnden Wechselwirkungen stellen eine gute Gedankengrundlage für ParlamentarierInnen ebenso wie für BürgerInnen dar - so die einhellige Meinung aller TeilnehmerInnen.