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Frauen bestimmt!

„Frauen wollen eigenständig und selbstbestimmt leben. Grundvoraussetzung ist unabhängig von der individuellen Lebensform eine eigenständige finanzielle und soziale Sicherung. Diese Forderung ist bis dato nicht erfüllt und es bedarf weiterer Anstrengungen für alle Frauen, insbesondere für Alleinerziehende. Noch immer sind Frauen zwar quantitativ in der Mehrheit, sind nichts desto trotz aber eine „strukturelle Minderheit“. Frauen wollen - und wie ich finde: müssen - in Politik, in Wirtschaft und Gesellschaft stärker mitbestimmen“, erklärt Mechthild Rawert, Gewerkschafterin, langjährige Frauen- und Gleichstellungspolitikerin und Bundestagsabgeordnete während der 17. DGB - Bundesfrauenkonferenz.
Diese fand vom 14.-16. Januar unter dem Motto „Frauen bestimmt“ in Berlin statt. Die Auseinandersetzung mit den frauen- und gleichstellungspolitischen Vorstellungen der schwarz-gelben Bundesregierung stand im Mittelpunkt der Konferenz.
Im Rahmen einer vom DGB und BMFSJ initiierten integrierten Fachtagung beschäftigten sich Delegierte und zahlreiche Gäste mit der existentiellen Frage „Wer ernährt die Familie?“ und mit der Bedeutung des weiblichen Einkommens für das Familieneinkommen. Männer als die Haupternährer und Frauen als willkommene Zuverdienerinnen - diese unser Sozialsystem immer noch prägende Annahme erweist sich zunehmend als falsch. Frauen erwirtschaften immer mehr den Hauptteil des Familieneinkommens - so das Ergebnis einer vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung erstellten Studie, die von Christina Klenner, Referatsleiterin für Frauen und Geschlechterforschung am WSI, vorgestellt wurde. In 34 Prozent der Haushalte, in denen eine Frau lebt, ist diese mittlerweile die Hauptverdienerin, bei 18 Prozent sogar die Alleinverdienende.
Eine der politischen Hauptforderungen lautet: „Gleiches Geld für gleichwertige Arbeit“. Konkret: Die Löhne in den typischen Frauenberufen müssen steigen. Die Ära, in der Frauen Zuverdienerinnen sind, neigt sich dem Ende. Die Gesellschaft, allen voran die Wirtschaft, muss sich auf geänderte gesellschaftliche Realitäten einstellen und angesichts drohenden Fachkräftemangels verstärkt Bedingungen dafür schaffen, dass sowohl Väter als auch Mütter zeitgleich erwerbstätig sind.

Auch Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe von der Justus-Liebig-Universität, Giessen, und Mitglied der Sachverständigenkommission für den „Gleichstellungsbericht der Bundesregierung“ erhob die Forderung nach einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen in der Erwerbs- und Fürsorgearbeit. Der Übergang von der Industrie- in die wissensbasierte Dienstleistungsgesellschaft, die demographischen Entwicklungen aber auch der Fachkräftemangel erfordert eine geschlechtergerechte (sozial-)staatliche Lebenslaufpolitik. Wir bräuchten eine „zeitsensible Gesellschafts- und Familienpolitik, die „generative Sorgearbeit“ nicht nur aufgrund von innerfamiliärer Arbeitsaufteilung absichert. Eine der Grundfragen lautet: wie kann Gleichstellung im Erwerbsleben auch für „prekär“ Beschäftigte realisiert werden?

Die Große Koalition hatte einen ersten „Gleichstellungsbericht der Bundesregierung“ auf den Weg gebracht. Der Bericht ist der erste seiner Art, der Erfolge und Herausforderungen der Gleichstellungspolitik "in Lebensverlaufsperspektive" untersucht. In dem erhofften Grundlagenwerk sollen für beide Geschlechter gleichstellungspolitische Handlungsbedarfe gerade an den Übergängen des Lebenslaufs identifiziert wie z.B. beim der Berufsauswahl und beim Berufseinstieg, bei der Familiengründung oder beim Berufswiedereinstieg werden. Der Gleichstellungsbericht soll im Sommer 2010 vorgelegt werden.